Tractussyndrom

Das Tractussyndrom, auch bekannt als Iliotibiales Bandsyndrom (ITBS), ist eine häufige Überlastungserkrankung, bei der das Iliotibialband (Tractus iliotibialis) durch wiederholte mechanische Reibung gereizt wird. Diese Reibung tritt meist im Bereich des seitlichen Kniegelenks auf und führt zu Schmerzen und Entzündungen. Das Syndrom betrifft vor allem Läufer und Radfahrer und zählt zu den häufigsten Ursachen für Knieschmerzen bei sportlich aktiven Menschen.

Klassifikation des Tractussyndroms

Das Tractussyndrom wird nach Ursache, Lokalisation und Verlauf klassifiziert:

  1. Nach Ursache:
    • Mechanisch: Überbelastung durch wiederholte Bewegungen, z. B. beim Laufen oder Radfahren.
    • Biomechanisch: Fehlstellungen oder Dysbalancen im Bewegungsapparat.
  2. Nach Lokalisation:
    • Laterales Tractussyndrom: Reizung im Bereich des seitlichen Kniegelenks.
    • Proximales Tractussyndrom: Seltener, mit Beschwerden im Bereich des Hüftgelenks.
  3. Nach Verlauf:
    • Akut: Plötzlicher Beginn der Beschwerden nach intensiver Belastung.
    • Chronisch: Lang andauernde Beschwerden durch wiederholte Überlastung.

Ursachen des Tractussyndroms

Das Tractussyndrom entsteht durch eine Reibung des Iliotibialbandes an der lateralen Femurkondyle. Die Ursachen sind häufig mechanisch oder biomechanisch bedingt:

  • Mechanische Überbelastung:
    • Wiederholte Beugung und Streckung des Knies, z. B. beim Laufen, Radfahren oder Wandern.
    • Zunahme des Trainingsumfangs ohne ausreichende Anpassung des Körpers.
  • Biomechanische Faktoren:
    • Fehlstellungen wie X-Beine oder Fußfehlstellungen (z. B. Knick-Senkfuß).
    • Muskeldysbalancen, insbesondere Schwäche der Hüft- oder Oberschenkelmuskulatur.
    • Verkürzung des Iliotibialbandes durch mangelnde Dehnung oder Beweglichkeit.
  • Äußere Faktoren:
    • Laufen auf unebenem Gelände oder einseitig geneigten Strecken.
    • Unsachgemäße Lauftechnik oder falsch angepasste Schuhe.

Symptome des Tractussyndroms

Die Symptome treten typischerweise während oder nach Belastung auf und umfassen:

  • Schmerzen: Stechender oder brennender Schmerz an der Außenseite des Knies, oft verstärkt durch Aktivitäten wie Laufen oder Treppensteigen.
  • Druckempfindlichkeit: Schmerzempfindlichkeit über der lateralen Femurkondyle.
  • Bewegungseinschränkungen: Beschwerden bei Beugung oder Streckung des Knies.
  • Reibungsgefühl: Manche Betroffene berichten über ein spürbares „Schnappen“ oder Reiben des Iliotibialbandes.
  • Belastungsabhängigkeit: Die Symptome nehmen mit steigender Aktivität zu und bessern sich in Ruhephasen.

Diagnose des Tractussyndroms

Die Diagnose erfolgt durch Anamnese, klinische Untersuchung und gegebenenfalls bildgebende Verfahren:

  • Anamnese:
    • Erhebung von Trainingsgewohnheiten, Belastungsmustern und Symptomen.
  • Körperliche Untersuchung:
    • Palpation des lateralen Kniebereichs zur Feststellung von Druckschmerzhaftigkeit.
    • Funktionstests wie der Ober-Test oder der Nobel-Test, die die Symptome provozieren können.
  • Bildgebung:
    • Ultraschall: Darstellung von Entzündungen oder Verdickungen des Iliotibialbandes.
    • MRT: Zur Beurteilung von Weichteilveränderungen oder zum Ausschluss anderer Ursachen für Knieschmerzen.

Behandlungsmöglichkeiten des Tractussyndroms

Konservative Therapie

In den meisten Fällen wird das Tractussyndrom konservativ behandelt:

  • Entlastung und Anpassung der Belastung:
    • Reduktion oder vorübergehender Verzicht auf belastende Aktivitäten.
    • Anpassung des Trainingsplans, z. B. durch kürzere Laufstrecken oder alternative Sportarten wie Schwimmen.
  • Physiotherapie:
    • Dehnübungen für das Iliotibialband und die umliegende Muskulatur.
    • Kräftigungsübungen für die Hüft- und Oberschenkelmuskulatur.
    • Faszienrollen zur Lockerung und Entspannung des Iliotibialbandes.
  • Medikamentöse Therapie:
    • NSAR: Zur Linderung von Schmerzen und Entzündungen.
    • Lokale Injektionen von Kortikosteroiden bei anhaltenden Beschwerden.
  • Manuelle Therapie:
    • Mobilisation der betroffenen Strukturen und Korrektur biomechanischer Fehlstellungen.
  • Kältetherapie: Zur akuten Schmerzreduktion und Abschwellung.

Operative Therapie

Bei therapieresistenten Fällen oder chronischen Beschwerden kann eine Operation in Betracht gezogen werden:

  • Fasziotomie: Chirurgische Spaltung des Iliotibialbandes, um den Druck auf die laterale Femurkondyle zu reduzieren.
  • Nachbehandlung: Physiotherapie zur Wiederherstellung der Beweglichkeit und Muskelkraft.

Präventionsmaßnahmen des Tractussyndroms

Zur Vorbeugung von Tractussyndrom und zur Vermeidung von Rückfällen eignen sich folgende Maßnahmen:

  1. Gezieltes Training: Kräftigung der Hüft- und Oberschenkelmuskulatur zur Verbesserung der Stabilität.
  2. Dehnübungen: Regelmäßige Dehnung des Iliotibialbandes und der umliegenden Strukturen.
  3. Lauftechnik: Optimierung der Technik und Verwendung geeigneter Laufschuhe.
  4. Belastungsanpassung: Allmähliche Steigerung der Trainingsintensität und Vermeidung von Überbelastungen.
  5. Ergonomisches Training: Vermeidung von geneigten Strecken und einseitigen Belastungen.