Tarsal Tunnelsyndrom

Das Tarsaltunnelsyndrom ist eine Nervenkompressionserkrankung, bei der der Nervus tibialis im Bereich des Tarsaltunnels, einer anatomischen Struktur an der Innenseite des Fußes, eingeengt wird. Diese Kompression führt zu Schmerzen, Missempfindungen und möglicherweise motorischen Einschränkungen im Fuß. Die Erkrankung tritt häufiger bei Sportlern und Menschen mit Fußfehlstellungen auf, kann aber auch durch Traumata oder andere pathologische Prozesse verursacht werden.

Klassifikation des Tarsaltunnelsyndroms

Das Tarsaltunnelsyndrom wird nach Ursache und Schweregrad klassifiziert:

  1. Nach Ursache:
    • Mechanisch: Durch Überlastung, Fußfehlstellungen oder Narbenbildung.
    • Traumatisch: Nach Frakturen, Luxationen oder anderen Verletzungen im Bereich des Sprunggelenks.
    • Systemisch: Bei Erkrankungen wie Diabetes, Rheuma oder Gicht.
    • Raumfordernd: Durch Tumore, Ganglien oder Zysten im Tarsaltunnel.
  2. Nach Schweregrad:
    • Leicht: Intermittierende Symptome, die durch Ruhephasen gelindert werden.
    • Mittel: Häufige Symptome mit beginnenden motorischen Einschränkungen.
    • Schwer: Anhaltende Schmerzen, Taubheit und Schwäche der Fußmuskulatur.
  3. Nach Lokalisation:
  • Vorderes Tarsaltunnelsyndrom (Anteriores Tarsaltunnelsyndrom)
    • Betrifft den N. fibularis profundus (tiefer Wadenbeinnerv).
    • Ursache: Druck oder Reizung im Bereich des Retinaculum extensorum am Fußrücken (z. B. durch enge Schuhe, Schwellungen, Verletzungen).
    • Symptome: Brennende Schmerzen und Taubheitsgefühl im Bereich der Zehenzwischenräume (v. a. zwischen 1. und 2. Zehe).
  • Hinteres Tarsaltunnelsyndrom (Posteriores Tarsaltunnelsyndrom)

    • Betrifft den N. tibialis im Tarsaltunnel (hinter dem Innenknöchel).
    • Ursache: Einengung durch Schwellungen, Entzündungen, Varizen, Narbenbildung oder Fehlstellungen (z. B. Plattfuß).
    • Symptome: Schmerzen, Kribbeln und Taubheitsgefühle an der Fußsohle und den Zehen, oft verstärkt beim Gehen oder nach Belastung.

 

Ursachen von Tarsaltunnelsyndrom

Die Ursachen des Tarsaltunnelsyndroms können mechanisch, systemisch oder traumatisch sein:

  • Mechanische Ursachen:
    • Fußfehlstellungen wie Plattfuß oder Hohlfuß, die den Druck im Tarsaltunnel erhöhen.
    • Narbenbildung oder Verdickungen von Bändern, die den Nerv einengen.
    • Wiederholte Belastungen durch sportliche Aktivitäten oder stehende Tätigkeiten.
  • Traumatische Ursachen:
    • Frakturen oder Luxationen im Bereich des Sprunggelenks, die den Tarsaltunnel verengen.
  • Systemische Ursachen:
    • Diabetes mellitus, der die Nervenempfindlichkeit erhöht und die Heilung verzögert.
    • Rheumatoide Arthritis oder Gicht, die zu Entzündungen im Tarsaltunnel führen können.
  • Raumfordernde Prozesse:
    • Ganglien, Tumore oder Gefäßanomalien, die Druck auf den Nervus tibialis ausüben.

Symptome von Tarsaltunnelsyndrom

Die Symptome hängen vom Schweregrad der Kompression ab und umfassen:

  • Schmerzen: Brennende oder stechende Schmerzen an der Innenseite des Knöchels oder am Fußgewölbe, die oft in die Zehen ausstrahlen.
  • Missempfindungen: Kribbeln, Taubheit oder ein Gefühl von „Ameisenlaufen“ im Fuß.
  • Schwäche: Verminderte Kraft in den Fußmuskeln, insbesondere bei längerem Gehen oder Stehen.
  • Schwellung: Sichtbare oder fühlbare Schwellung im Bereich des Tarsaltunnels bei entzündlichen Prozessen.
  • Verschlechterung bei Belastung: Symptome verstärken sich bei Aktivität und verbessern sich in Ruhe.

Diagnose von Tarsaltunnelsyndrom

Die Diagnose erfolgt durch Anamnese, klinische Untersuchung und bildgebende Verfahren:

  • Anamnese:
    • Erhebung der Symptome, Belastungsmuster und möglicher Verletzungen oder Grunderkrankungen.
  • Körperliche Untersuchung:
    • Abtasten des Tarsaltunnels auf Druckschmerzhaftigkeit.
    • Provokationstests wie der Tinel-Test, bei dem durch Klopfen auf den Tarsaltunnel Symptome ausgelöst werden.
  • Bildgebung:
    • Ultraschall: Darstellung von Verdickungen oder Raumforderungen im Tarsaltunnel.
    • MRT: Zur Beurteilung von Weichteilen, Bändern und Nerven.
    • Röntgen: Zum Ausschluss von knöchernen Veränderungen oder Frakturen.
  • Elektrophysiologische Untersuchungen:
    • Messung der Nervenleitgeschwindigkeit (ENG), um eine Verlangsamung durch die Kompression nachzuweisen.

Behandlungsmöglichkeiten von Tarsaltunnelsyndrom

Konservative Therapie

Die Behandlung beginnt in den meisten Fällen mit konservativen Maßnahmen:

  • Entlastung des Nervs:
    • Vermeidung von Belastungen oder Bewegungen, die die Symptome verstärken.
    • Verwendung von Schuheinlagen oder orthopädischen Schuhen zur Korrektur von Fehlstellungen.
  • Physiotherapie:
    • Mobilisationsübungen zur Verbesserung der Beweglichkeit.
    • Dehnübungen für die umgebende Muskulatur.
  • Medikamentöse Therapie:
    • NSAR: Zur Schmerzlinderung und Entzündungshemmung.
    • Lokale Injektionen von Kortikosteroiden zur Reduktion von Entzündungen.
  • Kältetherapie: Zur Linderung von Schwellungen und Schmerzen bei akuten Beschwerden.

Operative Therapie

Wenn konservative Maßnahmen nicht ausreichen, kann eine Operation erforderlich sein:

  • Dekompression: Freilegung und Entlastung des Nervus tibialis durch Entfernung von Gewebe oder Raumforderungen.
  • Rekonstruktion: Behandlung von strukturellen Problemen wie Bandverdickungen oder Knochenfehlstellungen.
  • Nachbehandlung: Physiotherapie zur Wiederherstellung der Beweglichkeit und Funktion. 

Präventionsmaßnahmen von Tarsaltunnelsyndrom

Zur Vorbeugung und Minderung des Rückfallrisikos eignen sich folgende Maßnahmen:

  1. Ergonomisches Schuhwerk: Verwendung von gut sitzenden Schuhen mit ausreichender Dämpfung und Unterstützung.
  2. Korrektur von Fehlstellungen: Einsatz von orthopädischen Hilfsmitteln zur Entlastung des Tarsaltunnels.
  3. Regelmäßige Bewegung: Förderung der Durchblutung und Flexibilität durch moderate körperliche Aktivität.
  4. Vermeidung von Überlastung: Angepasste Belastungen und Pausen bei sportlichen Aktivitäten oder stehenden Tätigkeiten.
  5. Früherkennung: Bei ersten Symptomen frühzeitige ärztliche Abklärung, um eine Verschlimmerung zu verhindern.