Sulcus nervi ulnaris Syndrom (Ellenbogenkribbeln)
Klassifikation des Sulcus nervi ulnaris Syndroms
Das Syndrom wird nach Ursache und Schweregrad klassifiziert:
- Nach Ursache:
- Mechanisch: Wiederholte Druckbelastung oder Trauma des Ellenbogens.
- Anatomisch: Enger Knochenkanal oder strukturelle Veränderungen.
- Systemisch: Begleiterscheinungen bei Erkrankungen wie Diabetes oder rheumatoider Arthritis.
- Nach Schweregrad:
- Leicht: Vorübergehende Missempfindungen ohne dauerhafte neurologische Defizite.
- Mittel: Häufige Symptome mit beginnenden motorischen Einschränkungen.
- Schwer: Anhaltende Schmerzen, Muskelschwäche und Atrophie der Handmuskulatur.
Ursachen von Sulcus nervi ulnaris Syndrom
Die Ursachen des Syndroms können in mechanische, anatomische und systemische Faktoren unterteilt werden:
- Mechanische Ursachen:
- Wiederholtes Abstützen des Ellenbogens auf harten Oberflächen („Handy-Ellenbogen“).
- Überstreckung oder Verletzungen, z. B. durch Sport oder Unfälle.
- Anatomische Ursachen:
- Verengung des Sulcus nervi ulnaris durch Knochenanbauten oder Zysten.
- Subluxation des Nervus ulnaris, bei der der Nerv aus seiner Führung springt.
- Systemische Ursachen:
- Diabetes mellitus, der die Nerven anfälliger für Kompressionen macht.
- Rheumatische Erkrankungen oder entzündliche Prozesse.
Symptome von Sulcus nervi ulnaris Syndrom
Die Symptome variieren je nach Schweregrad der Nervenkompression und umfassen typischerweise:
- Missempfindungen: Kribbeln oder Taubheitsgefühl in den letzten beiden Fingern (Ringfinger und kleiner Finger).
- Schmerzen: Druckempfindlichkeit am Ellenbogen mit möglichen Ausstrahlungen in den Unterarm oder die Hand.
- Schwäche: Verminderte Kraft in der Hand, insbesondere beim Greifen oder Spreizen der Finger.
- Atrophie: Schrumpfen der kleinen Handmuskeln bei fortgeschrittener Erkrankung.
- Verschlechterung bei Belastung: Verstärkung der Symptome bei längerem Beugen des Ellenbogens, z. B. beim Telefonieren oder Schlafen.
Diagnose von Sulcus nervi ulnaris Syndrom
Die Diagnose basiert auf Anamnese, klinischen Untersuchungen und elektrophysiologischen Tests:
- Anamnese:
- Erhebung der Symptome, Belastungsmuster und möglichen Verletzungen.
- Körperliche Untersuchung:
- Abtasten des Ellenbogens auf Druckschmerzhaftigkeit und Subluxation des Nervs.
- Provokationstests wie der Tinel-Test oder der Ellenbogen-Flexionstest.
- Elektrophysiologische Untersuchungen:
- Nervenleitgeschwindigkeit (ENG): Nachweis von Verlangsamungen im Bereich des Sulcus nervi ulnaris.
- EMG (Elektromyografie): Beurteilung der Funktion der betroffenen Muskeln.
- Bildgebung:
- Ultraschall: Darstellung des Nervs und möglicher anatomischer Engstellen.
- MRT: Zur Beurteilung von Weichteilen und strukturellen Veränderungen.
Behandlungsmöglichkeiten von Sulcus nervi ulnaris Syndrom
Konservative Therapie
In leichten bis mittelschweren Fällen wird zunächst konservativ behandelt:
- Entlastung des Nervs:
- Vermeidung von Druck auf den Ellenbogen, z. B. durch Polsterung oder Vermeidung bestimmter Bewegungen.
- Orthesen: Verwendung von Ellenbogenschienen zur Ruhigstellung, insbesondere nachts.
- Physiotherapie:
- Übungen zur Verbesserung der Beweglichkeit und zur Entlastung des Nervs.
- Kräftigung der Muskulatur zur Stabilisierung des Ellenbogens.
- Medikamentöse Therapie:
- NSAR: Zur Schmerzlinderung und Entzündungshemmung.
- Lokale Injektionen von Kortikosteroiden bei anhaltenden Beschwerden.
Operative Therapie
Bei schweren Fällen oder ausbleibender Besserung nach konservativer Therapie wird eine Operation empfohlen:
- Dekompression: Entfernung von Gewebe oder Knochenanbauten, die den Nerv einengen.
- Nerventransposition: Verlagerung des Nervs aus dem Sulcus nervi ulnaris in eine weniger belastete Position.
- Nachbehandlung: Physiotherapie zur Wiederherstellung der Beweglichkeit und Funktion.
Präventionsmaßnahmen von Sulcus nervi ulnaris Syndrom
Zur Vorbeugung von Sulcus nervi ulnaris Syndrom und zur Reduktion des Rückfallrisikos eignen sich folgende Maßnahmen:
- Ergonomische Haltung: Vermeidung von dauerhaftem Abstützen auf dem Ellenbogen.
- Bewegungspausen: Regelmäßige Unterbrechung einseitiger Belastungen.
- Schutz des Ellenbogens: Verwendung von Polstern oder Schonern bei belastenden Tätigkeiten.
- Korrektes Bewegungsverhalten: Vermeidung übermäßiger Ellenbogenbeugung über längere Zeit.
- Früherkennung: Bei ersten Symptomen frühzeitig ärztliche Beratung einholen, um eine Verschlimmerung zu verhindern.