Spondylolisthesis (Wirbelgleiten)

Die Spondylolisthesis, auch als Wirbelgleiten bezeichnet, ist eine Erkrankung der Wirbelsäule, bei der ein Wirbelkörper gegenüber einem darunterliegenden Wirbel nach vorne oder hinten verrutscht. Diese Fehlstellung kann zu Rückenschmerzen, Bewegungseinschränkungen und neurologischen Symptomen führen. Häufig ist die Lendenwirbelsäule betroffen, insbesondere der Bereich zwischen dem vierten und fünften Lendenwirbel (L4/L5). Spondylolisthesis kann in jedem Alter auftreten, ist jedoch bei älteren Menschen und Sportlern mit hoher Belastung der Wirbelsäule besonders häufig.

Klassifikation von Spondylolisthesis

Die Spondylolisthesis wird nach Ursache, Richtung des Wirbelgleitens und Schweregrad klassifiziert:

  1. Nach Ursache:
    • Dysplastische Spondylolisthesis: Angeborene Fehlbildung der Wirbelkörper oder des Wirbelbogens.
    • Isthmische Spondylolisthesis: Durch einen Defekt oder eine Ermüdung im Bereich des Wirbelbogens (Spondylolyse).
    • Degenerative Spondylolisthesis: Verschleißbedingtes Wirbelgleiten, meist bei älteren Menschen.
    • Traumatische Spondylolisthesis: Durch Frakturen oder Verletzungen ausgelöst.
    • Pathologische Spondylolisthesis: Folge von Erkrankungen wie Tumoren oder Infektionen.
  2. Nach Richtung:
    • Anterolisthesis: Der Wirbel gleitet nach vorne.
    • Retrolisthesis: Der Wirbel gleitet nach hinten.
  3. Nach Schweregrad (Meyerding-Klassifikation):
    • Grad I: Bis zu 25 % Verschiebung.
    • Grad II: 26–50 % Verschiebung.
    • Grad III: 51–75 % Verschiebung.
    • Grad IV: Über 75 % Verschiebung.

Ursachen von Spondylolisthesis

Die Ursachen variieren je nach Form und Risikofaktoren:

  • Mechanische Belastung:
    • Wiederholte Belastungen der Wirbelsäule, insbesondere durch Sportarten wie Gewichtheben, Turnen oder Fußball.
    • Falsche Haltung oder Überlastung im Alltag.
  • Degenerative Veränderungen:
    • Abnutzung der Bandscheiben und der Wirbelgelenke im Alter.
    • Lockerung der Bänder und Instabilität der Wirbelsäule.
  • Angeborene Faktoren:
    • Fehlbildungen oder Schwächen im Bereich der Wirbelkörper und -bögen.
  • Verletzungen:
    • Frakturen oder Traumata, die die Stabilität der Wirbelsäule beeinträchtigen.
  • Andere Risikofaktoren:
    • Übergewicht, genetische Prädisposition oder systemische Erkrankungen.

Symptome von Spondylolisthesis

Die Symptome hängen vom Schweregrad und der betroffenen Region ab:

  • Rückenschmerzen:
    • Dumpfe, tief sitzende Schmerzen, oft nach körperlicher Belastung.
  • Bewegungseinschränkungen:
    • Eingeschränkte Flexibilität der Wirbelsäule, insbesondere beim Vorbeugen oder Strecken.
  • Neurologische Symptome:
    • Schmerzen, Kribbeln oder Taubheit, die in Beine oder Arme ausstrahlen.
    • Schwäche in den unteren Extremitäten durch Druck auf die Nervenwurzeln.
  • Haltungsveränderungen:
    • Erhöhtes Hohlkreuz oder sichtbare Asymmetrie im Rücken.
  • Müdigkeit und Muskelverspannungen: Häufig durch Fehlbelastungen der Rückenmuskulatur.

Diagnose von Spondylolisthesis

Die Diagnose erfolgt durch eine Kombination aus Anamnese, klinischer Untersuchung und bildgebenden Verfahren:

  • Anamnese:
    • Erhebung von Symptomen, Vorerkrankungen und belastenden Aktivitäten.
  • Körperliche Untersuchung:
    • Sichtprüfung auf Fehlhaltungen und Haltungsveränderungen.
    • Tests zur Beweglichkeit der Wirbelsäule und neurologische Funktionsprüfung.
  • Bildgebung:
    • Röntgen: Standardmethode zur Bestätigung der Verschiebung und Messung des Schweregrads.
    • MRT: Darstellung von Weichteilen, Nervenwurzeln und Bandscheiben.
    • CT: Detaillierte Beurteilung knöcherner Veränderungen oder Frakturen. 

Behandlungsmöglichkeiten von Spondylolisthesis

Konservative Therapie

Die meisten Fälle, insbesondere bei geringem Schweregrad, können konservativ behandelt werden:

  • Physiotherapie:
    • Übungen zur Kräftigung der Rückenmuskulatur und Verbesserung der Stabilität.
    • Haltungstraining zur Reduktion von Fehlbelastungen.
  • Medikamentöse Therapie:
    • NSAR: Zur Linderung von Schmerzen und Entzündungen.
    • Muskelrelaxantien bei Verspannungen.
    • Röntgengezielte Injektionen von Kortikosteroiden zur Schmerztherapie bei akuten Beschwerden.
  • Orthopädische Hilfsmittel:
    • Verwendung von Korsetts oder Bandagen zur Stabilisierung der Wirbelsäule.
  • Schmerzmanagement:
    • Wärme- oder Kältetherapie zur Entspannung der Muskulatur.

Operative Therapie

Bei schweren Fällen oder anhaltenden Beschwerden trotz konservativer Maßnahmen wird eine Operation notwendig:

  • Dekompression: Entfernung von Gewebe, das Druck auf Nerven ausübt.
  • Spondylodese (Wirbelsäulenversteifung):
    • Fixierung instabiler Wirbel durch Schrauben, Platten oder Implantate.
  • Korrektur der Verschiebung: Wiederherstellung der natürlichen Wirbelsäulenstellung.
  • Minimalinvasive Verfahren: Schonende Techniken mit kürzerer Erholungszeit.

Präventionsmaßnahmen von Spondylolisthesis

Zur Vorbeugung von Wirbelgleiten und zur Unterstützung der Behandlung eignen sich folgende Maßnahmen:

  1. Rückentraining: Regelmäßige Übungen zur Stärkung der Rückenmuskulatur und Stabilisierung der Wirbelsäule.
  2. Ergonomische Haltung: Vermeidung von Fehlbelastungen im Alltag und Beruf.
  3. Körpergewichtskontrolle: Reduktion der Belastung der Wirbelsäule durch ein gesundes Gewicht.
  4. Vermeidung von Überlastung: Begrenzung schwerer körperlicher Aktivitäten oder Belastungen.
  5. Früherkennung: Regelmäßige Kontrollen bei Rückenbeschwerden oder familiärer Prädisposition.