Spondylolisthesis (Wirbelgleiten)
Klassifikation von Spondylolisthesis
Die Spondylolisthesis wird nach Ursache, Richtung des Wirbelgleitens und Schweregrad klassifiziert:
- Nach Ursache:
- Dysplastische Spondylolisthesis: Angeborene Fehlbildung der Wirbelkörper oder des Wirbelbogens.
- Isthmische Spondylolisthesis: Durch einen Defekt oder eine Ermüdung im Bereich des Wirbelbogens (Spondylolyse).
- Degenerative Spondylolisthesis: Verschleißbedingtes Wirbelgleiten, meist bei älteren Menschen.
- Traumatische Spondylolisthesis: Durch Frakturen oder Verletzungen ausgelöst.
- Pathologische Spondylolisthesis: Folge von Erkrankungen wie Tumoren oder Infektionen.
- Nach Richtung:
- Anterolisthesis: Der Wirbel gleitet nach vorne.
- Retrolisthesis: Der Wirbel gleitet nach hinten.
- Nach Schweregrad (Meyerding-Klassifikation):
- Grad I: Bis zu 25 % Verschiebung.
- Grad II: 26–50 % Verschiebung.
- Grad III: 51–75 % Verschiebung.
- Grad IV: Über 75 % Verschiebung.
Ursachen von Spondylolisthesis
Die Ursachen variieren je nach Form und Risikofaktoren:
- Mechanische Belastung:
- Wiederholte Belastungen der Wirbelsäule, insbesondere durch Sportarten wie Gewichtheben, Turnen oder Fußball.
- Falsche Haltung oder Überlastung im Alltag.
- Degenerative Veränderungen:
- Abnutzung der Bandscheiben und der Wirbelgelenke im Alter.
- Lockerung der Bänder und Instabilität der Wirbelsäule.
- Angeborene Faktoren:
- Fehlbildungen oder Schwächen im Bereich der Wirbelkörper und -bögen.
- Verletzungen:
- Frakturen oder Traumata, die die Stabilität der Wirbelsäule beeinträchtigen.
- Andere Risikofaktoren:
- Übergewicht, genetische Prädisposition oder systemische Erkrankungen.
Symptome von Spondylolisthesis
Die Symptome hängen vom Schweregrad und der betroffenen Region ab:
- Rückenschmerzen:
- Dumpfe, tief sitzende Schmerzen, oft nach körperlicher Belastung.
- Bewegungseinschränkungen:
- Eingeschränkte Flexibilität der Wirbelsäule, insbesondere beim Vorbeugen oder Strecken.
- Neurologische Symptome:
- Schmerzen, Kribbeln oder Taubheit, die in Beine oder Arme ausstrahlen.
- Schwäche in den unteren Extremitäten durch Druck auf die Nervenwurzeln.
- Haltungsveränderungen:
- Erhöhtes Hohlkreuz oder sichtbare Asymmetrie im Rücken.
- Müdigkeit und Muskelverspannungen: Häufig durch Fehlbelastungen der Rückenmuskulatur.
Diagnose von Spondylolisthesis
Die Diagnose erfolgt durch eine Kombination aus Anamnese, klinischer Untersuchung und bildgebenden Verfahren:
- Anamnese:
- Erhebung von Symptomen, Vorerkrankungen und belastenden Aktivitäten.
- Körperliche Untersuchung:
- Sichtprüfung auf Fehlhaltungen und Haltungsveränderungen.
- Tests zur Beweglichkeit der Wirbelsäule und neurologische Funktionsprüfung.
- Bildgebung:
- Röntgen: Standardmethode zur Bestätigung der Verschiebung und Messung des Schweregrads.
- MRT: Darstellung von Weichteilen, Nervenwurzeln und Bandscheiben.
- CT: Detaillierte Beurteilung knöcherner Veränderungen oder Frakturen.
Behandlungsmöglichkeiten von Spondylolisthesis
Konservative Therapie
Die meisten Fälle, insbesondere bei geringem Schweregrad, können konservativ behandelt werden:
- Physiotherapie:
- Übungen zur Kräftigung der Rückenmuskulatur und Verbesserung der Stabilität.
- Haltungstraining zur Reduktion von Fehlbelastungen.
- Medikamentöse Therapie:
- NSAR: Zur Linderung von Schmerzen und Entzündungen.
- Muskelrelaxantien bei Verspannungen.
- Röntgengezielte Injektionen von Kortikosteroiden zur Schmerztherapie bei akuten Beschwerden.
- Orthopädische Hilfsmittel:
- Verwendung von Korsetts oder Bandagen zur Stabilisierung der Wirbelsäule.
- Schmerzmanagement:
- Wärme- oder Kältetherapie zur Entspannung der Muskulatur.
Operative Therapie
Bei schweren Fällen oder anhaltenden Beschwerden trotz konservativer Maßnahmen wird eine Operation notwendig:
- Dekompression: Entfernung von Gewebe, das Druck auf Nerven ausübt.
- Spondylodese (Wirbelsäulenversteifung):
- Fixierung instabiler Wirbel durch Schrauben, Platten oder Implantate.
- Korrektur der Verschiebung: Wiederherstellung der natürlichen Wirbelsäulenstellung.
- Minimalinvasive Verfahren: Schonende Techniken mit kürzerer Erholungszeit.
Präventionsmaßnahmen von Spondylolisthesis
Zur Vorbeugung von Wirbelgleiten und zur Unterstützung der Behandlung eignen sich folgende Maßnahmen:
- Rückentraining: Regelmäßige Übungen zur Stärkung der Rückenmuskulatur und Stabilisierung der Wirbelsäule.
- Ergonomische Haltung: Vermeidung von Fehlbelastungen im Alltag und Beruf.
- Körpergewichtskontrolle: Reduktion der Belastung der Wirbelsäule durch ein gesundes Gewicht.
- Vermeidung von Überlastung: Begrenzung schwerer körperlicher Aktivitäten oder Belastungen.
- Früherkennung: Regelmäßige Kontrollen bei Rückenbeschwerden oder familiärer Prädisposition.