Spondylodiszitis

Die Spondylodiszitis ist eine seltene, jedoch ernsthafte entzündliche Erkrankung, bei der sowohl die Bandscheiben (Diskus) als auch die angrenzenden Wirbelkörper betroffen sind. Sie wird in den meisten Fällen durch bakterielle Infektionen verursacht, kann jedoch in seltenen Fällen auch mykotischen Ursprungs sein. Die Erkrankung tritt häufig bei älteren Menschen oder immungeschwächten Patienten auf und erfordert eine frühzeitige Diagnose sowie Behandlung, um schwerwiegende Komplikationen wie eine Instabilität der Wirbelsäule oder neurologische Ausfälle zu vermeiden.

Klassifikation von Spondylodiszitis

Die Spondylodiszitis kann nach Ursache, Verlauf und Lokalisation eingeteilt werden:

  1. Nach Ursache:
    • Bakteriell: Häufigste Form, meist durch Staphylococcus aureus verursacht.
    • Mykotisch: Seltener, durch Pilzinfektionen wie Candida oder Aspergillus.
    • Nicht-infektiös: Entzündungen durch Autoimmunerkrankungen oder degenerative Prozesse.
  2. Nach Verlauf:
    • Akut: Plötzlicher Beginn mit starken Schmerzen und systemischen Symptomen.
    • Chronisch: Langsamer Verlauf mit diffusen Beschwerden und schleichendem Krankheitsbild.
  3. Nach Lokalisation:
    • Zervikale Spondylodiszitis: Befall der Halswirbelsäule.
    • Thorakale Spondylodiszitis: Seltenere Form, die die Brustwirbelsäule betrifft.
    • Lumbale Spondylodiszitis: Häufigste Form, da die Lendenwirbelsäule am stärksten belastet ist.

Ursachen von Spondylodiszitis

Die Hauptursachen der Spondylodiszitis können in infektiöse und nicht-infektiöse Faktoren unterteilt werden:

  • Infektiöse Ursachen:
    • Hämatogene Streuung: Erreger gelangen über den Blutweg in die Bandscheiben, z. B. bei Endokarditis, Hautinfektionen oder Harnwegsinfektionen.
    • Direkte Inokulation: Eindringen von Keimen bei Wirbelsäulenoperationen, Injektionen oder Traumata.
    • Lokale Ausbreitung: Infektionen aus benachbarten Strukturen wie Abszessen können auf die Wirbelsäule übergreifen.
  • Nicht-infektiöse Ursachen:
    • Rheumatische Erkrankungen wie Morbus Bechterew oder systemischer Lupus erythematodes.
    • Traumatische Verletzungen der Wirbelsäule mit sekundären Entzündungen.

Symptome von Spondylodiszitis

Die Symptome variieren je nach Ursache, Verlauf und Schweregrad der Erkrankung, umfassen jedoch typischerweise:

  • Lokale Schmerzen: Starke, anhaltende Rückenschmerzen, die in Ruhe und Bewegung gleichermaßen auftreten.
  • Fieber: Häufig begleitet von Schüttelfrost, als Zeichen einer systemischen Infektion.
  • Bewegungseinschränkungen: Schmerzen und Steifheit im betroffenen Wirbelsäulenabschnitt.
  • Müdigkeit und Schwäche: Allgemeine Symptome bei chronischen Infektionen.
  • Neurologische Symptome: Bei fortschreitender Erkrankung können Taubheitsgefühle, Lähmungen oder andere neurologische Defizite auftreten, wenn das Rückenmark oder Nervenwurzeln komprimiert werden.

Diagnose von Spondylodiszitis

Die Diagnose erfordert eine gründliche Anamnese, klinische Untersuchung und eine Kombination aus bildgebenden und labordiagnostischen Verfahren:

  • Anamnese:
    • Befragung zu vorherigen Infektionen, Operationen oder Verletzungen.
  • Klinische Untersuchung:
    • Lokale Druckschmerzhaftigkeit an der Wirbelsäule und Tests zur Überprüfung neurologischer Funktionen.
  • Bildgebende Verfahren:
    • MRT: Goldstandard zur Darstellung von Entzündungen, Gewebeveränderungen und Abszessen.
    • CT: Ergänzend zur Beurteilung knöcherner Destruktionen.
    • Röntgen: Späte Stadien zeigen Wirbelkörperdestruktionen und Bandscheibenschäden
  • Laboruntersuchungen:
    • Entzündungsmarker wie CRP und BSG sind erhöht.
    • Blutkulturen zum Nachweis des Erregers.
    • Gewebebiopsie zur mikrobiologischen und histologischen Analyse.

Behandlungsmöglichkeiten von Spondylodiszitis

Konservative Therapie

In den meisten Fällen kann die Spondylodiszitis erfolgreich konservativ behandelt werden:

  • Antibiotikatherapie:
    • Breitbandantibiotika, angepasst an den nachgewiesenen Erreger.
    • Langfristige intravenöse und orale Antibiotikatherapie über mehrere Wochen.
  • Schmerztherapie:
    • NSAR: Zur Linderung von Schmerzen und Entzündungen.
    • Stärkere Analgetika bei schweren Schmerzen.
  • Ruhigstellung:
    • Stabilisierung der Wirbelsäule durch Korsett oder Orthesen, um Belastungen zu minimieren.
  • Physiotherapie:
    • Nach Abklingen der akuten Phase, um die Beweglichkeit wiederherzustellen und die Rückenmuskulatur zu stärken.

Operative Therapie

Eine Operation wird notwendig, wenn konservative Maßnahmen nicht ausreichen oder Komplikationen auftreten:

  • Dekompression und Drainage:
    • Entfernung von Abszessen oder nekrotischem Gewebe zur Druckentlastung.
  • Wirbelsäulenstabilisierung:
    • Einsatz von Implantaten oder Platten zur Versteifung instabiler Segmente.
  • Rekonstruktion:
    • Wiederherstellung der Wirbelsäulenstruktur bei schweren knöchernen Schäden.

Präventionsmaßnahmen von Spondylodiszitis

Zur Vorbeugung von Spondylodiszitis und zur Minimierung des Risikos eignen sich folgende Maßnahmen:

  1. Frühe Behandlung von Infektionen: Konsequente Therapie bakterieller Infektionen, um eine Streuung zu verhindern.
  2. Hygiene bei Eingriffen: Strikte sterile Bedingungen bei Operationen und Injektionen.
  3. Stärkung des Immunsystems: Gesunde Ernährung, Bewegung und Vermeidung von Risikofaktoren wie Rauchen.
  4. Regelmäßige Kontrolluntersuchungen: Besonders bei Risikopatienten oder nach Eingriffen an der Wirbelsäule.
  5. Risikomanagement: Präventive Maßnahmen bei Patienten mit bekannter Immunschwäche oder anderen Grunderkrankungen.