Spinalkanalstenose

Die Spinalkanalstenose bezeichnet eine Verengung des Wirbelkanals, in dem das Rückenmark und die Nervenwurzeln verlaufen. Diese Einengung kann zu Druck auf das Rückenmark oder die Nerven führen und verursacht häufig Schmerzen, Taubheitsgefühle und Bewegungseinschränkungen. Spinalkanalstenosen treten am häufigsten im Bereich der Lendenwirbelsäule (lumbale Spinalkanalstenose) und seltener im Bereich der Halswirbelsäule (zervikale Spinalkanalstenose) auf. Die Erkrankung betrifft vor allem ältere Menschen, da sie häufig durch degenerative Veränderungen verursacht wird.

Klassifikation von Spinalkanalstenose

Die Spinalkanalstenose wird nach Lokalisation, Ursache und Schweregrad klassifiziert:

  1. Nach Lokalisation:
    • Zervikale Spinalkanalstenose: Verengung im Bereich der Halswirbelsäule.
    • Thorakale Spinalkanalstenose: Seltene Form, die die Brustwirbelsäule betrifft.
    • Lumbale Spinalkanalstenose: Häufigste Form im Bereich der Lendenwirbelsäule.
  2. Nach Ursache:
    • Degenerativ: Altersbedingter Verschleiß von Bandscheiben, Wirbelgelenken oder Bändern.
    • Kongenital: Angeborene Verengung des Wirbelkanals.
    • Traumatisch: Verursacht durch Wirbelsäulenverletzungen.
    • Entzündlich: Durch Arthritis oder andere entzündliche Erkrankungen.
  3. Nach Schweregrad:
    • Leicht: Keine oder geringe Symptome, die nur unter Belastung auftreten.
    • Mittel: Deutliche Beschwerden bei alltäglichen Aktivitäten.
    • Schwer: Anhaltende Schmerzen und neurologische Ausfälle.

Ursachen von Spinalkanalstenose

Die Hauptursachen der Spinalkanalstenose können in degenerative, traumatische und entzündliche Faktoren unterteilt werden:

  • Degenerative Ursachen:
    • Bandscheibenverschleiß mit Vorwölbung (Bandscheibenprotrusion) oder Vorfall.
    • Verdickung der Bänder (Ligamentum flavum) und knöcherne Anbauten (Osteophyten).
    • Arthrose der Wirbelgelenke.
  • Kongenitale Ursachen:
    • Angeboren schmaler Spinalkanal durch anatomische Besonderheiten.
  • Traumatische Ursachen:
    • Wirbelkörperfrakturen oder Verrenkungen durch Unfälle.
  • Entzündliche Ursachen:
    • Rheumatoide Arthritis oder ankylosierende Spondylitis.
  • Tumoren oder Raumforderungen:
    • Seltene Ursachen durch Tumorwachstum oder Zysten im Spinalkanal.

Symptome von Spinalkanalstenose

Die Symptome variieren je nach Lokalisation und Schwere der Verengung, umfassen jedoch häufig:

  • Schmerzen: Lokale oder ausstrahlende Schmerzen, z. B. in den Beinen (Lumbale Stenose) oder Armen (Zervikale Stenose).
  • Taubheitsgefühl und Kribbeln: Häufig in den Extremitäten, abhängig von der betroffenen Nervenwurzel.
  • Muskelschwäche: Verminderte Kraft in Beinen oder Armen, die alltägliche Aktivitäten erschwert.
  • Claudicatio spinalis: Schmerzen und Schwäche in den Beinen bei längerem Gehen, die durch Vorbeugen des Rumpfes gelindert werden.
  • Bewegungseinschränkungen: Schwierigkeiten beim Gehen oder Stehen über längere Zeit.
  • Neurologische Ausfälle: Bei schweren Fällen, z. B. Blasen- oder Darmfunktionsstörungen.

Diagnose von Spinalkanalstenose

Die Diagnose erfolgt durch eine Kombination aus Anamnese, klinischer Untersuchung und bildgebenden Verfahren:

  • Anamnese:
    • Erhebung der Krankheitsgeschichte, Symptome und möglicher Auslöser.
  • Körperliche Untersuchung:
    • Überprüfung von Reflexen, Sensibilität und Muskelkraft zur Identifikation neurologischer Defizite.
    • Funktionstests, z. B. der Gehstreckentest.
  • Bildgebung:
    • MRT: Goldstandard zur Darstellung von Verengungen, Bandscheibenveränderungen und Weichteilen.
    • CT: Beurteilung knöcherner Veränderungen und Engstellen.
    • Röntgen: Darstellung von Wirbelsäulenfehlstellungen oder Arthrose.
  • Elektrophysiologische Tests: Zur Messung der Nervenleitgeschwindigkeit bei Verdacht auf Nervenschäden.

Behandlungsmöglichkeiten von Spinalkanalstenose

Konservative Therapie

In vielen Fällen können die Symptome ohne Operation gelindert werden:

  • Medikamentöse Therapie:
    • NSAR: Zur Schmerzlinderung und Entzündungshemmung.
    • Muskelrelaxantien zur Entspannung verspannter Muskeln.
    • Röntgengezielte Kortikosteroid-Injektionen in den Epiduralraum.
  • Physiotherapie:
    • Übungen zur Stabilisierung der Wirbelsäule und Kräftigung der Rückenmuskulatur.
    • Mobilisationstechniken zur Verbesserung der Beweglichkeit.
  • Schmerztherapie:
    • Anwendung von Wärme- oder Kältetherapie.
  • Ergonomische Anpassung: Schulung für rückenschonende Bewegungen und Haltung.

Operative Therapie

Eine Operation wird in Betracht gezogen, wenn konservative Maßnahmen keine ausreichende Besserung bringen:

  • Dekompression: Erweiterung des Wirbelkanals durch Entfernung von knöchernem oder weichem Gewebe.
  • Laminektomie: Entfernung eines Teils des Wirbelbogens zur Druckentlastung.
  • Stabilisierungsoperationen: Fusion instabiler Wirbel durch Schrauben oder Platten.
  • Minimalinvasive Verfahren: Schonende Techniken mit kürzerer Erholungszeit.

Präventionsmaßnahmen von Spinalkanalstenose

Zur Vorbeugung und Unterstützung der Behandlung eignen sich folgende Maßnahmen:

  1. Rückentraining: Regelmäßige Übungen zur Stärkung der Rückenmuskulatur.
  2. Ergonomische Haltung: Vermeidung von Fehlhaltungen bei Arbeit und Freizeit.
  3. Gewichtskontrolle: Reduzierung der Belastung der Wirbelsäule durch ein gesundes Körpergewicht.
  4. Regelmäßige Bewegung: Förderung der Flexibilität und Stabilität der Wirbelsäule.
  5. Früherkennung: Bei ersten Anzeichen von Schmerzen oder Taubheitsgefühlen sollte ärztliche Beratung eingeholt werden.