Sichelfuß (Pes Adductus)

Der Sichelfuß, medizinisch als Pes Adductus bezeichnet, ist eine Fehlstellung des Fußes, bei der der vordere Teil des Fußes nach innen abweicht, während die Ferse gerade bleibt. Diese Fehlstellung tritt häufig bei Neugeborenen und Kleinkindern auf und ist meist angeboren. Der Sichelfuß kann die Beweglichkeit und Belastungsfähigkeit des Fußes beeinträchtigen, sollte jedoch bei frühzeitiger Behandlung keine langfristigen Beschwerden verursachen.

Klassifikation von Sichelfuß

Der Sichelfuß wird nach Schweregrad und Beweglichkeit der Fehlstellung klassifiziert:

  1. Nach Schweregrad:
    • Leicht: Geringe Abweichung des Vorfußes, kaum sichtbare Fehlstellung.
    • Mittel: Deutlich sichtbare Krümmung des Vorfußes mit eingeschränkter Beweglichkeit.
    • Schwer: Starke Abweichung mit ausgeprägter Deformation.
  2. Nach Beweglichkeit:
    • Flexibler Sichelfuß: Die Fehlstellung kann passiv korrigiert werden.
    • Rigider Sichelfuß: Die Fehlstellung ist fest und nicht passiv korrigierbar. 

Ursachen von Sichelfuß

Die Ursachen des Sichelfußes sind meist angeboren, können jedoch auch durch äußere Einflüsse verstärkt werden:

  • Angeborene Ursachen:
    • Platzmangel im Mutterleib, z. B. bei Mehrlingsschwangerschaften oder einem engen Uterus.
    • Vererbte Fehlstellungen durch familiäre Prädisposition.
  • Erworbene Ursachen:
    • Fehlbelastungen des Fußes in den ersten Lebensjahren durch falsches Schuhwerk.
  • Begleitfaktoren:
    • Verbindung mit anderen Fußfehlstellungen, wie Klumpfuß oder Knick-Senkfuß.

Symptome von Sichelfuß

Die Symptome hängen vom Schweregrad der Fehlstellung ab und umfassen typischerweise:

  • Abweichung des Vorfußes: Sichtbare Innenkrümmung des vorderen Fußteils.
  • Asymmetrisches Gangbild: Der Fuß rollt ungleichmäßig ab, was zu Belastungsproblemen führen kann.
  • Druckstellen und Schwielen: Durch ungleichmäßige Druckverteilung, insbesondere bei schwereren Fällen.
  • Bewegungseinschränkungen: Schwierigkeiten bei der Streckung oder Abrollbewegung des Fußes.
  • Schmerzen: Selten, aber möglich bei ausgeprägten Fehlstellungen.

Diagnose von Sichelfuß

Die Diagnose erfolgt durch Anamnese, klinische Untersuchung und gegebenenfalls ergänzende Verfahren:

  • Anamnese:
    • Erhebung der Krankengeschichte, Schwangerschaftsverlauf und familiären Prädisposition.
  • Körperliche Untersuchung:
    • Sicht- und Tastbefund zur Beurteilung der Fußstellung und Beweglichkeit.
    • Überprüfung des Gangbildes und der Belastungsverteilung.
  • Bildgebung:
    • Röntgen: Darstellung der knöchernen Strukturen, insbesondere bei rigiden Fehlstellungen.
    • Pedografie: Analyse der Druckverteilung auf der Fußsohle.

Behandlungsmöglichkeiten von Sichelfuß

Die Behandlung hängt vom Schweregrad und der Beweglichkeit der Fehlstellung ab:

Konservative Therapie

Bei flexiblen Fehlstellungen und leichter bis mittlerer Ausprägung ist eine konservative Behandlung oft ausreichend:

  • Dehnübungen: Regelmäßige manuelle Korrektur durch Eltern oder Physiotherapeuten, um die Fehlstellung zu beheben.
  • Schienen und Orthesen: Spezielle Hilfsmittel zur passiven Korrektur des Fußes, insbesondere nachts.
  • Physiotherapie:
    • Gezielte Übungen zur Stärkung der Fußmuskulatur und Förderung der Beweglichkeit.
    • Massage der Fußsohle, um die Korrektur zu unterstützen.
  • Geeignetes Schuhwerk: Verwendung von geräumigen und flexiblen Schuhen, die den Fuß nicht einengen.

Operative Therapie

Bei rigiden Fehlstellungen oder erfolgloser konservativer Behandlung kann eine Operation notwendig sein:

  • Weichteilkorrektur: Verlängerung oder Lösung verkürzter Sehnen und Bänder.
  • Knocheneingriffe: Korrektur der knöchernen Fehlstellung, insbesondere bei schweren Deformationen.
  • Nachbehandlung: Einsatz von Gipsverbänden oder Orthesen zur Stabilisierung nach der Operation.

Präventionsmaßnahmen von Sichelfuß

Zur Vorbeugung von Sichelfuß oder zur Unterstützung der Behandlung sind folgende Maßnahmen hilfreich:

  1. Früherkennung: Regelmäßige Untersuchungen bei Neugeborenen und Kleinkindern zur Erkennung von Fußfehlstellungen.
  2. Gezielte Übungen: Förderung der natürlichen Fußentwicklung durch Barfußgehen und Fußgymnastik.
  3. Vermeidung von falschem Schuhwerk: Sicherstellen, dass Kinderschuhe ausreichend Platz bieten und flexibel sind.
  4. Rechtzeitige Behandlung: Bei ersten Anzeichen einer Fehlstellung frühzeitig medizinische Beratung einholen.