Sehnenscheidenentzündung (Tendovaginitis)

Die Sehnenscheidenentzündung, medizinisch als Tendovaginitis bezeichnet, ist eine entzündliche Erkrankung der Sehnenscheide, die die Sehne umhüllt und deren Gleitfähigkeit sicherstellt. Sie tritt häufig an Händen, Handgelenken oder Unterarmen auf, kann jedoch auch andere Körperregionen betreffen. Die Erkrankung wird meist durch wiederholte Belastung oder mechanische Reizung verursacht und äußert sich durch Schmerzen, Schwellung und Bewegungseinschränkungen. Eine rechtzeitige Behandlung ist entscheidend, um chronische Verläufe zu vermeiden.

Klassifikation von Tendovaginitis

Die Tendovaginitis wird nach Ursache und Verlauf klassifiziert:

  1. Aseptische Tendovaginitis: Entzündung ohne Infektion, häufig durch Überlastung oder mechanische Reizung.
  2. Septische Tendovaginitis: Infektiöse Entzündung durch Bakterien, oft nach Verletzungen oder Injektionen.
  3. Tendovaginitis stenosans: Verengung der Sehnenscheide, häufig bei wiederholten Belastungen (z. B. Schnappfinger).
  4. Tendovaginitis crepitans: Mechanische Entzündung, die mit einem fühlbaren Knirschen (Krepitation) einhergeht.

Ursachen von Sehnenscheidenentzündung

Die Hauptursachen der Tendovaginitis können in mechanische, entzündliche und infektiöse Faktoren unterteilt werden:

  • Mechanische Belastung:
    • Wiederholte Bewegungen, wie bei handwerklichen Tätigkeiten, Computernutzung oder Musizieren.
    • Überbeanspruchung der Sehnen, insbesondere durch ungewohnte oder monotone Belastungen.
  • Entzündliche Erkrankungen:
    • Rheumatoide Arthritis, die die Sehnenscheiden chronisch entzünden kann.
    • Gicht, die zu Ablagerungen in der Sehnenscheide führt.
  • Infektionen:
    • Bakterielle Infektionen nach Verletzungen, Operationen oder Injektionen.
  • Traumatische Ursachen:
    • Direkte Verletzungen der Sehne oder der umgebenden Strukturen.

Symptome von Sehnenscheidenentzündung

Die Symptome variieren je nach Ursache und Schweregrad der Entzündung, umfassen jedoch typischerweise:

  • Lokalisierte Schmerzen: Häufig entlang der betroffenen Sehne, insbesondere bei Bewegung.
  • Schwellung: Sichtbare und tastbare Verdickung im Bereich der entzündeten Sehnenscheide.
  • Bewegungseinschränkungen: Schmerzen oder Blockaden bei Bewegungen des betroffenen Bereichs.
  • Krepitation: Fühlbares oder hörbares Knirschen bei Bewegung (bei Tendovaginitis crepitans).
  • Rötung und Überwärmung: Zeichen einer akuten Entzündung, insbesondere bei infektiöser Tendovaginitis.
  • Druckempfindlichkeit: Schmerzen bei Berührung der betroffenen Region.

Diagnose von Sehnenscheidenentzündung

Die Diagnose erfolgt durch eine Kombination aus Anamnese, klinischer Untersuchung und gegebenenfalls bildgebenden Verfahren:

  • Anamnese:
    • Erhebung der Krankheitsgeschichte, möglicher Überlastungen oder Verletzungen und Begleitsymptome.
  • Körperliche Untersuchung:
    • Abtasten der Sehne auf Schwellung, Druckempfindlichkeit und Krepitation.
    • Funktionstests zur Beurteilung der Beweglichkeit und Schmerzauslösung.
  • Bildgebung:
    • Ultraschall: Darstellung von Flüssigkeitsansammlungen und Verdickungen in der Sehnenscheide.
    • MRT: Detaillierte Beurteilung chronischer oder komplizierter Fälle.
  • Laboruntersuchungen:
    • Analyse von Entzündungsparametern oder Flüssigkeitsproben bei Verdacht auf infektiöse Ursachen.

Behandlungsmöglichkeiten von Sehnenscheidenentzündung

Konservative Therapie

Die meisten Tendovaginitis-Fälle können erfolgreich ohne chirurgische Eingriffe behandelt werden:

  • Ruhigstellung: Verwendung von Schienen oder Bandagen zur Entlastung der betroffenen Sehne.
  • Medikamentöse Therapie:
    • NSAR: Zur Schmerzlinderung und Entzündungshemmung.
    • Kortikosteroid-Injektionen bei schweren Entzündungen.
    • Antibiotika bei septischer Tendovaginitis.
  • Physiotherapie:
    • Dehn- und Kräftigungsübungen zur Wiederherstellung der Beweglichkeit.
    • Manuelle Therapie zur Lösung von Verklebungen.
  • Lokale Anwendungen:
    • Kältetherapie bei akuten Entzündungen.
    • Wärmebehandlung bei chronischen Beschwerden.

Operative Therapie

Bei chronischen Verläufen oder schwerwiegenden Fällen ist eine Operation erforderlich:

  • Sehnenscheidenöffnung (Synovektomie): Entfernung entzündeten Gewebes zur Wiederherstellung der Gleitfähigkeit.
  • Debridement: Reinigung infizierter oder nekrotischer Gewebeanteile.
  • Rekonstruktion: Wiederherstellung der Sehnenscheide bei schweren Schäden. 

Präventionsmaßnahmen von Sehnenscheidenentzündung

Zur Vorbeugung von Tendovaginitis und zur Unterstützung der Genesung sind folgende Maßnahmen empfehlenswert:

  1. Ergonomische Arbeitsgestaltung: Vermeidung einseitiger Belastungen durch angepasste Arbeitsplätze und Werkzeuge.
  2. Regelmäßige Pausen: Entlastung der betroffenen Regionen bei repetitiven Tätigkeiten.
  3. Muskelkräftigung: Gezieltes Training zur Stabilisierung und Unterstützung der Sehnen.
  4. Dehnübungen: Regelmäßiges Dehnen der betroffenen Muskeln und Sehnen.
  5. Frühzeitige Behandlung: Bei ersten Anzeichen von Schmerzen oder Schwellungen sollte schnellstmöglich ärztlicher Rat eingeholt werden.