Schienbeinkantensyndrom (Shin Splints)

Das Schienbeinkantensyndrom, auch bekannt als Shin Splints, bezeichnet Schmerzen an der Innenseite des Schienbeins (Tibia), die durch Überbelastung oder wiederholte Mikrotraumata der Muskulatur, Sehnen oder des Knochens entstehen. Es ist eine häufige Verletzung bei Läufern, Tänzern und Sportlern, die wiederholte Sprung- oder Laufbewegungen ausführen. Unbehandelt kann das Syndrom zu chronischen Beschwerden oder schwerwiegenderen Verletzungen wie Stressfrakturen führen.

Klassifikation von Schienbeinkantensyndrom

Das Schienbeinkantensyndrom wird nach Ursache und Lokalisation der Schmerzen klassifiziert:

  1. Mediales Tibiales Stresssyndrom (MTSS): Schmerzen treten entlang der Innenseite des Schienbeins auf, meist durch Überlastung der Muskulatur oder Sehnen.
  2. Kompartment-Syndrom: Druckerhöhung in den Muskellogen des Unterschenkels, die zu Schmerzen und Durchblutungsstörungen führt.
  3. Stressfrakturen: Mikrofrakturen des Schienbeins durch wiederholte Belastung, eine schwerere Form von Shin Splints.
  4. Akutes Schienbeinkantensyndrom: Plötzlich auftretende Schmerzen, meist nach intensiver sportlicher Belastung.
  5. Chronisches Schienbeinkantensyndrom: Länger anhaltende Schmerzen, die auch in Ruhe bestehen können.

Ursachen von Schienbeinkantensyndrom

Die Ursachen von Shin Splints sind vielfältig und umfassen mechanische, muskuläre und äußere Faktoren:

  • Mechanische Faktoren:
    • Fehlstellungen des Fußes wie Überpronation oder Plattfüße, die die Belastung auf das Schienbein erhöhen.
    • Ungenügende Stoßdämpfung durch abgenutzte Schuhe oder harte Laufuntergründe.
  • Muskuläre Überlastung:
    • Wiederholte, intensive Belastungen wie Laufen, Springen oder Tanzen.
    • Ungleichgewichte zwischen den Waden- und Schienbeinmuskeln.
  • Knochenbelastung:
    • Mikrotraumata am Schienbein durch unzureichende Erholungsphasen.
  • Äußere Faktoren:
    • Plötzliche Steigerung der Trainingsintensität oder -dauer.
    • Training auf unebenem oder zu hartem Untergrund.

Symptome von Schienbeinkantensyndrom

Die Symptome variieren je nach Schweregrad und Fortschreiten der Erkrankung, umfassen jedoch typischerweise:

  • Schmerzen: Dumpfe oder stechende Schmerzen an der Innenseite des Schienbeins, die sich bei Belastung verstärken.
  • Druckempfindlichkeit: Schmerzen beim Abtasten des Schienbeins.
  • Schwellung: Leichte Schwellungen entlang des betroffenen Bereichs.
  • Bewegungseinschränkungen: Schmerzen können das Laufen oder andere sportliche Aktivitäten einschränken.
  • Schmerzprogression: Zu Beginn treten die Schmerzen nur bei Belastung auf, später auch in Ruhe.

Diagnose von Schienbeinkantensyndrom

Die Diagnose erfolgt durch eine Kombination aus Anamnese, klinischer Untersuchung und, falls notwendig, bildgebenden Verfahren:

  • Anamnese:
    • Der Arzt erfragt die Art der sportlichen Aktivitäten, Trainingsintensität und Dauer der Beschwerden.
  • Körperliche Untersuchung:
    • Abtasten des Schienbeins zur Lokalisation der Schmerzen.
    • Tests zur Beurteilung von Fußfehlstellungen oder Muskelungleichgewichten.
  • Bildgebung:
    • Röntgen: Ausschluss von Stressfrakturen.
    • MRT: Detaillierte Darstellung von Weichteil- und Knochenstrukturen.
    • Knochenszintigrafie: Nachweis von Stressreaktionen im Knochen.

Behandlungsmöglichkeiten von Schienbeinkantensyndrom

Konservative Therapie

Die Behandlung zielt darauf ab, Schmerzen zu lindern, die Heilung zu fördern und künftigen Beschwerden vorzubeugen:

  • Stoßwellentherapie (ESWT):
    • Direkte Hemmung der Entzündung und Förderung der Geweberegeneration.
  • Ruhigstellung und Entlastung:
    • Reduktion oder vorübergehende Einstellung sportlicher Aktivitäten.
  • Medikamentöse Therapie:
    • NSAR: Zur Linderung von Schmerzen und Entzündungen.
  • Physiotherapie:
    • Dehn- und Kräftigungsübungen für die Schienbein- und Wadenmuskulatur.
    • Manuelle Therapie zur Verbesserung der Beweglichkeit und Durchblutung.
  • Kälte- und Wärmeanwendungen:
    • Kältebehandlung zur Schmerzlinderung in akuten Phasen, Wärmetherapie zur Entspannung der Muskulatur.
  • Schuhversorgung:
    • Verwendung von stoßdämpfenden Einlagen oder speziellen Sportschuhen.

Operative Therapie

In seltenen Fällen, bei chronischen Beschwerden oder Komplikationen:

  • Fasziotomie: Entlastung von Muskellogen bei einem Kompartment-Syndrom.
  • Korrekturoperationen: Behandlung von Fehlstellungen des Fußes.
  • Fixation bei Stressfrakturen: Stabilisierung des Schienbeins bei schweren Frakturen.

Präventionsmaßnahmen von Schienbeinkantensyndrom

Zur Vorbeugung von Schienbeinkantensyndrom sind folgende Maßnahmen empfehlenswert:

  1. Richtige Lauftechnik: Vermeidung von Überpronation und übermäßigem Aufprall.
  2. Geeignetes Schuhwerk: Stoßdämpfende Sportschuhe oder Einlagen bei Fehlstellungen.
  3. Trainingsanpassung: Langsamer Aufbau der Trainingsintensität und -dauer.
  4. Muskelkräftigung: Stärkung der Waden- und Schienbeinmuskulatur durch gezielte Übungen.
  5. Regelmäßige Erholungsphasen: Vermeidung von Überlastung durch ausreichende Pausen.