Schienbeinkantensyndrom (Shin Splints)
Klassifikation von Schienbeinkantensyndrom
Das Schienbeinkantensyndrom wird nach Ursache und Lokalisation der Schmerzen klassifiziert:
- Mediales Tibiales Stresssyndrom (MTSS): Schmerzen treten entlang der Innenseite des Schienbeins auf, meist durch Überlastung der Muskulatur oder Sehnen.
- Kompartment-Syndrom: Druckerhöhung in den Muskellogen des Unterschenkels, die zu Schmerzen und Durchblutungsstörungen führt.
- Stressfrakturen: Mikrofrakturen des Schienbeins durch wiederholte Belastung, eine schwerere Form von Shin Splints.
- Akutes Schienbeinkantensyndrom: Plötzlich auftretende Schmerzen, meist nach intensiver sportlicher Belastung.
- Chronisches Schienbeinkantensyndrom: Länger anhaltende Schmerzen, die auch in Ruhe bestehen können.
Ursachen von Schienbeinkantensyndrom
Die Ursachen von Shin Splints sind vielfältig und umfassen mechanische, muskuläre und äußere Faktoren:
- Mechanische Faktoren:
- Fehlstellungen des Fußes wie Überpronation oder Plattfüße, die die Belastung auf das Schienbein erhöhen.
- Ungenügende Stoßdämpfung durch abgenutzte Schuhe oder harte Laufuntergründe.
- Muskuläre Überlastung:
- Wiederholte, intensive Belastungen wie Laufen, Springen oder Tanzen.
- Ungleichgewichte zwischen den Waden- und Schienbeinmuskeln.
- Knochenbelastung:
- Mikrotraumata am Schienbein durch unzureichende Erholungsphasen.
- Äußere Faktoren:
- Plötzliche Steigerung der Trainingsintensität oder -dauer.
- Training auf unebenem oder zu hartem Untergrund.
Symptome von Schienbeinkantensyndrom
Die Symptome variieren je nach Schweregrad und Fortschreiten der Erkrankung, umfassen jedoch typischerweise:
- Schmerzen: Dumpfe oder stechende Schmerzen an der Innenseite des Schienbeins, die sich bei Belastung verstärken.
- Druckempfindlichkeit: Schmerzen beim Abtasten des Schienbeins.
- Schwellung: Leichte Schwellungen entlang des betroffenen Bereichs.
- Bewegungseinschränkungen: Schmerzen können das Laufen oder andere sportliche Aktivitäten einschränken.
- Schmerzprogression: Zu Beginn treten die Schmerzen nur bei Belastung auf, später auch in Ruhe.
Diagnose von Schienbeinkantensyndrom
Die Diagnose erfolgt durch eine Kombination aus Anamnese, klinischer Untersuchung und, falls notwendig, bildgebenden Verfahren:
- Anamnese:
- Der Arzt erfragt die Art der sportlichen Aktivitäten, Trainingsintensität und Dauer der Beschwerden.
- Körperliche Untersuchung:
- Abtasten des Schienbeins zur Lokalisation der Schmerzen.
- Tests zur Beurteilung von Fußfehlstellungen oder Muskelungleichgewichten.
- Bildgebung:
- Röntgen: Ausschluss von Stressfrakturen.
- MRT: Detaillierte Darstellung von Weichteil- und Knochenstrukturen.
- Knochenszintigrafie: Nachweis von Stressreaktionen im Knochen.
Behandlungsmöglichkeiten von Schienbeinkantensyndrom
Konservative Therapie
Die Behandlung zielt darauf ab, Schmerzen zu lindern, die Heilung zu fördern und künftigen Beschwerden vorzubeugen:
- Stoßwellentherapie (ESWT):
- Direkte Hemmung der Entzündung und Förderung der Geweberegeneration.
- Ruhigstellung und Entlastung:
- Reduktion oder vorübergehende Einstellung sportlicher Aktivitäten.
- Medikamentöse Therapie:
- NSAR: Zur Linderung von Schmerzen und Entzündungen.
- Physiotherapie:
- Dehn- und Kräftigungsübungen für die Schienbein- und Wadenmuskulatur.
- Manuelle Therapie zur Verbesserung der Beweglichkeit und Durchblutung.
- Kälte- und Wärmeanwendungen:
- Kältebehandlung zur Schmerzlinderung in akuten Phasen, Wärmetherapie zur Entspannung der Muskulatur.
- Schuhversorgung:
- Verwendung von stoßdämpfenden Einlagen oder speziellen Sportschuhen.
Operative Therapie
In seltenen Fällen, bei chronischen Beschwerden oder Komplikationen:
- Fasziotomie: Entlastung von Muskellogen bei einem Kompartment-Syndrom.
- Korrekturoperationen: Behandlung von Fehlstellungen des Fußes.
- Fixation bei Stressfrakturen: Stabilisierung des Schienbeins bei schweren Frakturen.
Präventionsmaßnahmen von Schienbeinkantensyndrom
Zur Vorbeugung von Schienbeinkantensyndrom sind folgende Maßnahmen empfehlenswert:
- Richtige Lauftechnik: Vermeidung von Überpronation und übermäßigem Aufprall.
- Geeignetes Schuhwerk: Stoßdämpfende Sportschuhe oder Einlagen bei Fehlstellungen.
- Trainingsanpassung: Langsamer Aufbau der Trainingsintensität und -dauer.
- Muskelkräftigung: Stärkung der Waden- und Schienbeinmuskulatur durch gezielte Übungen.
- Regelmäßige Erholungsphasen: Vermeidung von Überlastung durch ausreichende Pausen.