Ruptur distale Bizepssehne

Die Rupturen der distalen Bizepssehne werden nach Schweregrad und Art der Verletzung unterteilt:

1. Teilruptur: Nur ein Teil der Sehne ist betroffen, oft mit leichteren Symptomen.
2. Komplettruptur: Die Sehne ist vollständig abgerissen, was zu einem deutlichen Funktionsverlust führt.
3. Traumatische Ruptur: Akute Verletzung durch plötzliches Trauma, wie eine starke Zugbelastung.
4. Degenerative Ruptur: Chronische Schädigung durch altersbedingten Verschleiß oder wiederholte Überlastung.
5. Avulsionsverletzung: Die Sehne reißt am Ansatz vom Radiusknochen ab, oft begleitet von einer knöchernen Ablösung.

Die Hauptursachen für eine Ruptur der distalen Bizepssehne sind akute Belastungen und chronische Vorschädigungen:

• Akute Ursachen:
  • Plötzliche, starke Zugbelastungen auf den Bizeps, beispielsweise beim Heben schwerer Lasten oder beim Auffangen eines Sturzes.
  • Unfälle oder Verletzungen bei sportlichen Aktivitäten.
• Chronische Ursachen:
  • Degenerative Veränderungen durch Alterung, die die Sehne schwächen.
  • Wiederholte Überbeanspruchung der Bizepssehne, insbesondere bei körperlicher Arbeit oder sportlichen Belastungen.
• Risikofaktoren:
  • Rauchen, das die Durchblutung und Heilung von Sehnengewebe beeinträchtigt.
  • Anabolika oder andere Medikamente, die die Sehnenstärke verringern können. 

Die Symptome variieren je nach Schweregrad der Verletzung, umfassen jedoch typischerweise:

• Plötzlicher Schmerz: Ein stechender Schmerz an der Vorderseite des Ellenbogens, oft begleitet von einem hörbaren „Knall“.
• Schwellung: Lokale Schwellung im Bereich des Ellenbogens unmittelbar nach der Verletzung.
• Kraftverlust: Deutliche Schwäche bei Beugebewegungen und Drehbewegungen des Unterarms, insbesondere bei der Supination (Handflächen nach oben drehen).
• Veränderte Muskelkontur: Der Bizepsmuskel kann sich nach oben verlagern, was als „Popeye-Deformität“ bezeichnet wird.
• Druckempfindlichkeit: Schmerzen bei Berührung oder leichten Bewegungen des Ellenbogens.
• Bewegungseinschränkungen: Einschränkungen bei Alltagsbewegungen wie Drehen eines Schraubverschlusses oder Tragen von Gegenständen.

Die Diagnose erfolgt durch eine Kombination aus Anamnese, klinischer Untersuchung und bildgebenden Verfahren:

• Anamnese:
  • Der Arzt erfragt den Unfallhergang, die Beschwerden und mögliche Vorschäden.
• Körperliche Untersuchung:
  • Prüfung der Armbeweglichkeit, Kraft und typischen Deformitäten.
  • Spezielle Tests wie der Hook-Test, bei dem überprüft wird, ob die Sehne tastbar ist.
• Bildgebung:
  • Ultraschall: Darstellung von Sehnenverletzungen und Flüssigkeitsansammlungen.
  • MRT: Detaillierte Abbildung der Sehne und umliegender Strukturen zur Bestätigung der Diagnose.
  • Röntgen: Ausschluss knöcherner Begleitverletzungen, insbesondere bei Avulsionsverletzungen.

Konservative Therapie

Bei Teilrupturen oder geringfügigen Symptomen kann eine nicht-operative Behandlung ausreichen:

• Ruhigstellung: Verwendung einer Schiene oder Orthese zur Entlastung des Arms.
• Medikamentöse Therapie:
  • NSAR: Zur Schmerzlinderung und Reduktion von Entzündungen.
• Physiotherapie:
  • Gezielte Übungen zur Wiederherstellung der Beweglichkeit und Kräftigung der Muskulatur.
  • Förderung der Supination und Flexion durch kontrolliertes Training.
• Schmerzmanagement:
  • Anwendung von Kälte- oder Wärmetherapie zur Unterstützung der Heilung.

Operative Therapie

Bei Komplettrupturen oder anhaltenden Einschränkungen ist eine Operation erforderlich:

• Sehnenrefixation: Wiederbefestigung der Sehne am Radiusknochen, oft mittels Ankern oder Schrauben.
• Minimalinvasive Techniken: Arthroskopische Verfahren zur schnellen Rehabilitation und minimaler Gewebeschädigung.
• Rekonstruktion: Bei chronischen Rupturen, wenn die Sehne nicht mehr direkt fixiert werden kann, wird oft ein Sehnentransfer durchgeführt.

Zur Vorbeugung von Rupturen und zur Erhaltung der Sehnengesundheit sind folgende Maßnahmen sinnvoll:

1. Kräftigung der Muskulatur: Aufbau einer starken und flexiblen Armmuskulatur durch regelmäßiges Training.
2. Vermeidung von Überlastung: Schonung der Sehne bei wiederholten schweren Belastungen.
3. Richtige Technik: Korrekte Bewegungsabläufe bei sportlichen Aktivitäten und schwerer körperlicher Arbeit.
4. Aufwärmen vor Belastungen: Vorbereitung der Muskulatur und Sehnen auf intensives Training.
5. Regelmäßige Kontrolluntersuchungen: Frühe Erkennung von Vorschäden oder Überlastungssymptomen.