Polyneuropathie
Klassifikation von Polyneuropathien
Polyneuropathien lassen sich nach Ursache, Verlauf und betroffenen Nervenfasern klassifizieren:
- Nach Ursache:
- Diabetische Polyneuropathie: Eine häufige Folge von Diabetes mellitus aufgrund chronisch erhöhter Blutzuckerwerte.
- Toxische Polyneuropathie: Ausgelöst durch Alkohol, Schwermetalle oder Chemotherapeutika.
- Erblich bedingte Polyneuropathie: Genetische Formen wie die Charcot-Marie-Tooth-Erkrankung.
- Nach Verlauf:
- Akute Polyneuropathie: Plötzlicher Beginn, oft durch Infektionen oder Toxine verursacht.
- Chronische Polyneuropathie: Langsam fortschreitend, häufig bei Diabetes oder Autoimmunerkrankungen.
- Nach betroffenen Nervenfasern:
- Sensorische Polyneuropathie: Betrifft Empfindungsnerven, führt zu Taubheit oder Kribbeln.
- Motorische Polyneuropathie: Schädigung der Bewegungsnerven mit Muskelschwäche.
- Autonome Polyneuropathie: Beeinträchtigt die Nerven, die Organe steuern, und führt zu Verdauungs- oder Herzproblemen.
Ursachen von Polyneuropathie
Die Polyneuropathie hat eine Vielzahl von Ursachen:
- Metabolische Störungen:
- Diabetes mellitus ist die häufigste Ursache. Chronisch hohe Blutzuckerwerte schädigen die Nerven.
- Toxische Einflüsse:
- Langfristiger Alkoholmissbrauch oder die Exposition gegenüber Schwermetallen (z. B. Blei) schädigen die Nerven.
- Autoimmunerkrankungen:
- Erkrankungen wie das Guillain-Barré-Syndrom oder Lupus erythematodes können Entzündungen in den Nerven auslösen.
- Infektionen:
- HIV, Borreliose oder Hepatitis können zu Polyneuropathien führen.
- Vitaminmangel:
- Ein Mangel an Vitamin B1, B6 oder B12 beeinträchtigt die Nervenfunktion.
- Medikamente:
- Nebenwirkungen bestimmter Medikamente, wie Chemotherapeutika, können Polyneuropathien auslösen.
Symptome von Polyneuropathie
Die Symptome einer Polyneuropathie hängen von den betroffenen Nervenfasern ab und können folgende sein:
- Sensorische Symptome:
- Kribbeln, Taubheitsgefühle oder brennende Schmerzen, besonders in Händen und Füßen.
- Über- oder Unterempfindlichkeit gegenüber Berührungen.
- Motorische Symptome:
- Muskelschwäche, die das Gehen oder Treppensteigen erschwert.
- Muskelkrämpfe oder -zuckungen.
- Autonome Symptome:
- Verdauungsprobleme, Schwindel oder Herzrhythmusstörungen.
- Übermäßiges Schwitzen oder trockene Haut.
Diagnose von Polyneuropathie
Die Diagnose basiert auf einer gründlichen Anamnese, klinischer Untersuchung und ergänzenden Tests:
- Anamnese:
Der Arzt fragt nach Vorerkrankungen (z. B. Diabetes), Medikamenten, Alkohol- oder Toxinexposition. - Klinische Untersuchung:
- Überprüfung der Reflexe, Muskelkraft und Empfindungsfähigkeit.
- Tests auf Vibrationsempfinden und Schmerzempfindlichkeit.
- Diagnostische Verfahren:
- Nervenleitgeschwindigkeitsmessung (NLG): Ermittlung der Nervenfunktion.
- Elektromyographie (EMG): Untersuchung der Muskelaktivität.
- Bluttests: Überprüfung auf Diabetes, Vitaminmängel oder Autoimmunmarker.
Behandlungsmöglichkeiten von Polyneuropathie
Konservative Therapie
Die Behandlung richtet sich nach der zugrunde liegenden Ursache und den Symptomen:
- Grunderkrankung behandeln:
- Optimierung des Blutzuckers bei Diabetes.
- Vermeidung von Alkohol oder toxischen Substanzen.
- Schmerztherapie:
- Medikamente wie Pregabalin, Gabapentin oder Amitriptylin lindern neuropathische Schmerzen.
- Physiotherapie:
- Übungen zur Verbesserung der Beweglichkeit und Muskelkraft.
- Vitamingabe:
- Substitution von Vitamin B bei nachgewiesenem Mangel.
Operative Therapie
Chirurgische Eingriffe sind selten, können aber bei mechanischen Nervenkompressionen notwendig sein, wie bei einem Tumor.
Präventionsmaßnahmen von Polyneuropathie
Zur Vorbeugung einer Polyneuropathie sind folgende Maßnahmen hilfreich:
- Gesunde Lebensweise: Ausgewogene Ernährung und Verzicht auf Alkohol.
- Blutzuckerkontrolle: Regelmäßige Einstellung des Blutzuckers bei Diabetes.
- Vermeidung von Toxinen: Schutz vor Schwermetallen und Chemikalien.
- Regelmäßige Bewegung: Förderung der Durchblutung und Nervenfunktion.
- Früherkennung: Bei ersten Anzeichen wie Kribbeln oder Taubheit rechtzeitig ärztlichen Rat einholen.