Morbus Osgood-Schlatter

Morbus Osgood-Schlatter ist eine häufige Erkrankung bei Jugendlichen, die durch eine Überlastung des Schienbeinknochens im Bereich des Ansatzes der Patellasehne entsteht. Sie zählt zu den Wachstumsstörungen (Osteochondrosen) und betrifft vor allem sportlich aktive Kinder und Jugendliche im Alter zwischen 10 und 15 Jahren. Typisch sind Schmerzen und eine Schwellung unterhalb der Kniescheibe, die durch Belastung verstärkt werden.

Klassifikation von Morbus Osgood-Schlatter

Morbus Osgood-Schlatter kann je nach betroffenen Strukturen und Verlauf klassifiziert werden:

  1. Akute Belastungsschäden:
    Entstehen durch plötzliche oder intensive sportliche Aktivitäten, die eine Überbeanspruchung der Patellasehne und ihres Ansatzes am Schienbein verursachen.
  2. Chronische Überlastung:
    Entwickelt sich durch wiederholte mechanische Belastungen während der Wachstumsphase. Typisch für Jugendliche, die intensiv Sport treiben.
  3. Unilaterale Manifestation:
    Betrifft nur ein Knie, häufiger bei weniger ausgeprägter Belastung oder asymmetrischen Bewegungsmustern.
  4. Bilaterale Manifestation:
    Beide Knie sind betroffen, meist bei stark belastenden Sportarten oder genetischer Prädisposition.

Ursachen von Morbus Osgood-Schlatter

Die Hauptursache der Erkrankung liegt in einer wiederholten mechanischen Überbelastung während der Wachstumsphase:

  • Mechanische Belastung:
    • Wiederholte Zugbelastung durch die Patellasehne am Ansatz des Schienbeins (Tuberositas tibiae), besonders bei Sportarten wie Fußball, Basketball oder Leichtathletik.
  • Wachstumsbedingte Faktoren:
    • Ungleichgewicht zwischen Knochenwachstum und der Anpassung der Sehnen- und Muskelstrukturen.
  • Risikofaktoren:
    • Intensive sportliche Aktivitäten während des Wachstums.
    • Genetische Prädisposition oder familiäre Häufung.

Symptome von Morbus Osgood-Schlatter

Die Symptome von Morbus Osgood-Schlatter sind charakteristisch und treten häufig einseitig, manchmal jedoch auch beidseitig auf:

  • Schmerzen:
    Schmerzen unterhalb der Kniescheibe, besonders bei Belastung wie Springen, Laufen oder Treppensteigen.
  • Schwellung:
    Lokale Schwellung am Schienbeinansatz (Tuberositas tibiae).
  • Druckempfindlichkeit:
    Schmerzen beim Abtasten der betroffenen Stelle.
  • Bewegungseinschränkungen:
    Probleme beim Strecken oder Beugen des Knies in fortgeschrittenen Stadien.
  • Knochenvorsprung:
    Sichtbare oder tastbare Verdickung am Schienbeinansatz als Spätfolge der Erkrankung.

Diagnose von Morbus Osgood-Schlatter

Die Diagnose basiert auf einer Kombination aus Anamnese, klinischer Untersuchung und bildgebenden Verfahren:

  • Anamnese:
    • Der Arzt erfragt typische Symptome, sportliche Aktivitäten und die Dauer der Beschwerden.
  • Klinische Untersuchung:
    • Abtasten des Sehnenansatzes unterhalb der Kniescheibe auf Druckschmerz und Schwellung.
    • Funktionstests, z. B. Streckung des Knies unter Belastung.
  • Bildgebende Verfahren:
    • Röntgen: Darstellung von Verknöcherungen oder Fragmentierungen der Tuberositas tibiae.
    • MRT: Genauere Beurteilung von Weichteilen und Entzündungen.

Behandlungsmöglichkeiten von Morbus Osgood-Schlatter

Konservative Therapie

In den meisten Fällen ist eine nicht-operative Behandlung ausreichend:

  • Belastungsreduktion:
    • Vermeidung von sportlicher Aktivität oder intensiver Belastung, bis die Beschwerden abklingen.
  • Physiotherapie:
    • Übungen zur Dehnung und Kräftigung der Oberschenkelmuskulatur, insbesondere des Quadrizeps.
  • Medikamentöse Therapie:
    • NSAR (nichtsteroidale Antirheumatika) zur Schmerzlinderung und Entzündungshemmung.
  • Kühlung:
    • Anwendung von Eispackungen zur Reduktion von Schwellung und Schmerzen.
  • Knieorthesen:
    • Entlastung des betroffenen Bereichs durch spezielle Bandagen oder Orthesen.

Operative Therapie

Eine Operation ist selten erforderlich und wird nur bei chronischen Fällen mit schweren Bewegungseinschränkungen oder anhaltenden Schmerzen durchgeführt:

  • Entfernung von Knochenfragmenten:
    • Operative Entfernung abgelöster Knochenstücke am Sehnenansatz.
  • Rekonstruktion:
    • Wiederherstellung der Sehnenansätze bei schweren Veränderungen.

Präventionsmaßnahmen von Morbus Osgood-Schlatter

Zur Vorbeugung oder Verzögerung der Erkrankung empfehlen sich folgende Maßnahmen:

  1. Angepasste sportliche Belastung: Vermeidung übermäßiger Trainingsintensität, insbesondere während Wachstumsschüben.
  2. Regelmäßiges Dehnen: Übungen zur Verbesserung der Flexibilität der Oberschenkelmuskulatur.
  3. Stärkung der Beinmuskulatur: Förderung der Stabilität des Kniegelenks durch gezieltes Training.
  4. Tragen geeigneter Schuhe: Verwendung von stoßdämpfenden Sportschuhen zur Reduktion der Belastung.
  5. Frühzeitige Behandlung: Bei ersten Anzeichen von Beschwerden frühzeitig ärztliche Beratung einholen.