Morbus Bechterew (Ankylosierende Spondylitis)

Morbus Bechterew, auch bekannt als Spondylitis ankylosans, ist eine chronisch-entzündliche Erkrankung, die primär die Wirbelsäule und die Iliosakralgelenke betrifft. Die Krankheit gehört zur Gruppe der seronegativen Spondyloarthritiden und führt in fortgeschrittenen Stadien zu einer Verknöcherung der Wirbelsäule (Ankylose). Betroffen sind vor allem junge Erwachsene, wobei Männer häufiger als Frauen erkranken. Typisch für Morbus Bechterew sind Schmerzen, Steifheit und eine eingeschränkte Beweglichkeit, die die Lebensqualität erheblich beeinträchtigen können.

Klassifikation von Morbus Bechterew

Morbus Bechterew kann in verschiedene Stadien und Verlaufsformen unterteilt werden:

  1. Frühes Stadium:
    Entzündung der Iliosakralgelenke (Sakroiliitis) mit Rückenschmerzen und Morgensteifigkeit.
  2. Fortgeschrittenes Stadium:
    Verknöcherung der Wirbelsäule mit Bewegungseinschränkungen und Schmerzen im gesamten Rückenbereich.
  3. Extraspinale Manifestationen:
    Beteiligung peripherer Gelenke oder Sehnenansätze, z. B. an Hüfte, Knie oder Achillessehne.
  4. Systemische Manifestationen:
    Entzündungen außerhalb des Bewegungsapparates, wie Uveitis, Psoriasis oder entzündliche Darmerkrankungen. 

Ursachen von Morbus Bechterew

Die genauen Ursachen von Morbus Bechterew sind nicht vollständig geklärt, jedoch spielen genetische und immunologische Faktoren eine zentrale Rolle:

  • Genetische Prädisposition:
    • Das HLA-B27-Gen ist bei etwa 90 % der Betroffenen nachweisbar und erhöht das Risiko für die Krankheit.
  • Autoimmunreaktionen:
    • Eine fehlgeleitete Immunantwort führt zu chronischen Entzündungen an Wirbelsäule und Gelenken.
  • Umweltfaktoren:
    • Infektionen könnten als Auslöser für die Krankheit fungieren, indem sie das Immunsystem aktivieren.
  • Mechanische Belastung:
    • Chronische Überlastung oder Fehlhaltungen können den Krankheitsverlauf begünstigen.

Symptome von Morbus Bechterew

Die Symptome von Morbus Bechterew sind vielfältig und hängen vom Stadium der Erkrankung ab:

  • Rückenschmerzen:
    Schmerzen im unteren Rücken oder in den Iliosakralgelenken, die besonders nachts und morgens auftreten.
  • Morgensteifigkeit:
    Steifheit der Wirbelsäule, die sich nach Bewegung bessert.
  • Bewegungseinschränkungen:
    Fortschreitende Versteifung der Wirbelsäule, die die Beweglichkeit einschränkt.
  • Schmerzen an Sehnenansätzen:
    Beschwerden an Achillessehne, Plantarsehne oder Rippen-Wirbel-Übergang.
  • Systemische Symptome:
    Müdigkeit, Fieber oder Gewichtsverlust bei aktiver Entzündung.
  • Augenentzündungen (Uveitis):
    Häufige Begleiterkrankung mit Augenrötung, Schmerzen und Lichtempfindlichkeit.

Diagnose von Morbus Bechterew

Die Diagnose erfolgt durch eine Kombination aus Anamnese, körperlicher Untersuchung und bildgebenden Verfahren:

  • Anamnese:
    • Der Arzt erfragt Rückenschmerzen, Morgensteifigkeit und familiäre Vorbelastungen.
  • Körperliche Untersuchung:
    • Tests wie der Schober-Test oder der Ott-Test zur Überprüfung der Beweglichkeit der Wirbelsäule.
  • Laboruntersuchungen:
    • Nachweis des HLA-B27-Gens und erhöhte Entzündungswerte (CRP, BSG).
  • Bildgebende Verfahren:
    • Röntgen: Darstellung von Verknöcherungen und Gelenkveränderungen.
    • MRT: Frühzeitige Erkennung von Entzündungen in den Iliosakralgelenken und der Wirbelsäule.

Behandlungsmöglichkeiten von Morbus Bechterew

Konservative Therapie

Morbus Bechterew wird in der Regel nicht-operativ behandelt, um die Symptome zu lindern und die Beweglichkeit zu erhalten:

  • Medikamentöse Therapie:
    • Nichtsteroidale Antirheumatika (NSAR) zur Schmerzlinderung und Entzündungshemmung.
    • Biologika (TNF-α- oder IL-17-Inhibitoren) bei schweren oder therapieresistenten Verläufen.
  • Physiotherapie:
    • Spezielle Übungen zur Verbesserung der Beweglichkeit und zur Stärkung der Rückenmuskulatur.
  • Ergotherapie:
    • Anpassung von Alltagshilfen zur Erleichterung von Bewegungsabläufen.
  • Schmerztherapie:
    • Wärme- oder Kälteanwendungen zur Reduktion von Beschwerden.

Operative Therapie

In schweren Fällen oder bei ausgeprägter Versteifung kann ein chirurgischer Eingriff notwendig sein:

  • Wirbelsäulenoperation:
    • Korrektur von Fehlstellungen oder Versteifungen der Wirbelsäule.
  • Gelenkersatz:
    • Implantation von Hüft- oder Knieprothesen bei schwerer Gelenkbeteiligung.

Präventionsmaßnahmen von Morbus Bechterew

Zur Vorbeugung oder Verzögerung des Krankheitsverlaufs empfehlen sich folgende Maßnahmen:

  1. Regelmäßige Bewegung: Förderung der Wirbelsäulenbeweglichkeit durch gezielte Übungen und Sportarten wie Schwimmen oder Yoga.
  2. Ergonomische Haltung: Vermeidung von Fehlhaltungen durch optimale Sitz- und Stehpositionen.
  3. Gewichtsreduktion: Entlastung der Wirbelsäule durch ein gesundes Körpergewicht.
  4. Raucherentwöhnung: Vermeidung von Nikotin, das die Sauerstoffversorgung der Knochen verschlechtert.
  5. Frühzeitige Behandlung: Bei ersten Anzeichen von Rückenschmerzen oder Steifheit einen Rheumatologen aufsuchen.