Gicht

Gicht ist eine Stoffwechselerkrankung, die durch erhöhte Harnsäurewerte (Hyperurikämie) im Blut gekennzeichnet ist. Sie führt zur Bildung von Harnsäurekristallen in Gelenken, Geweben und Organen, was zu starken Schmerzen und entzündlichen Reaktionen führt. Gicht tritt meist schubweise auf und betrifft häufig Männer ab dem mittleren Alter sowie Frauen nach der Menopause.

Klassifikation von Gicht

Die Gicht wird nach Verlauf und Schweregrad klassifiziert:

  1. Asymptomatische Hyperurikämie:
    • Erhöhte Harnsäurewerte im Blut ohne Beschwerden.
  2. Akuter Gichtanfall:
    • Plötzliche, starke Gelenkschmerzen, meist im großen Zeh (Podagra), begleitet von Schwellung und Rötung.
  3. Interkritische Phase:
    • Beschwerdefreie Intervalle zwischen Gichtanfällen.
  4. Chronische Gicht:
    • Wiederholte Anfälle führen zu dauerhaften Gelenk- und Gewebeschäden.

Ursachen von Gicht

Gicht entsteht durch eine Anhäufung von Harnsäure, die sich in Kristallen ablagert. Die Ursachen sind vielfältig und umfassen:

  • Primäre Gicht:
    • Genetische Veranlagung führt zu einer Überproduktion oder verminderten Ausscheidung von Harnsäure.
  • Sekundäre Gicht:
    • Erkrankungen wie Nierenschwäche, Leukämie oder Psoriasis erhöhen die Harnsäureproduktion.
  • Erhöhte Purinaufnahme:
    • Purinreiche Nahrungsmittel wie Fleisch, Meeresfrüchte oder Alkohol (insbesondere Bier) fördern die Harnsäurebildung.
  • Medikamente:
    • Diuretika und andere Medikamente können die Harnsäureausscheidung hemmen.
  • Übergewicht:
    • Führt zu einer erhöhten Harnsäureproduktion.

Symptome von Gicht

Die Symptome variieren je nach Stadium der Erkrankung:

  • Akuter Gichtanfall:
    • Plötzliche, starke Schmerzen in einem oder mehreren Gelenken, meist nachts.
    • Schwellung, Rötung und Überwärmung des betroffenen Gelenks.
    • Fieber und allgemeines Unwohlsein können auftreten.
  • Chronische Gicht:
    • Bildung von Tophi (Knoten aus Harnsäurekristallen) in Gelenken, Haut oder Ohren.
    • Dauerhafte Gelenkschäden mit Einschränkungen der Beweglichkeit.
    • Nierensteine oder Niereninsuffizienz durch Ablagerungen in den Nieren. 

Diagnose von Gicht

Die Diagnose basiert auf Anamnese, klinischer Untersuchung und labordiagnostischen Tests:

  • Anamnese:
    • Erhebung der Beschwerden, familiäre Vorbelastung und Ernährungsgewohnheiten.
  • Körperliche Untersuchung:
    • Sichtprüfung und Abtasten der betroffenen Gelenke auf Schwellung, Rötung und Druckempfindlichkeit.
  • Laboruntersuchungen:
    • Bestimmung der Harnsäurewerte im Blut und Urin.
    • Analyse der Gelenkflüssigkeit auf Harnsäurekristalle.
  • Bildgebende Verfahren:
    • Röntgen: Darstellung von Gelenkschäden im fortgeschrittenen Stadium.
    • Ultraschall: Nachweis von Kristallablagerungen in Gelenken oder Weichteilen.

Behandlungsmöglichkeiten von Gicht

Akuter Gichtanfall:
Die Behandlung zielt auf die Linderung von Schmerzen und Entzündungen ab:

  • Medikamente:
    • Nichtsteroidale Antirheumatika (NSAR) wie Ibuprofen oder Diclofenac.
    • Colchicin zur Hemmung der Entzündungsreaktion.
    • Glukokortikoide (Kortison) bei starken Beschwerden.
  • Kühlung:
    • Lokale Anwendung von Kühlpads zur Reduktion von Schwellungen und Schmerzen.
  • Schonung des Gelenks:
    • Vermeidung von Belastungen, bis der Anfall abgeklungen ist.

Langzeitbehandlung:
Zur Vermeidung weiterer Anfälle und Reduktion der Harnsäurewerte werden folgende Maßnahmen eingesetzt:

  • Medikamentöse Therapie:
    • Allopurinol zur Hemmung der Harnsäureproduktion.
    • Febuxostat oder Uricosurika zur Förderung der Harnsäureausscheidung.
  • Ernährungsumstellung:
    • Reduktion purinreicher Lebensmittel wie Fleisch, Innereien und Alkohol.
    • Vermehrter Konsum von Obst, Gemüse und fettarmen Milchprodukten.
  • Gewichtsmanagement:
    • Gewichtsreduktion zur Verringerung der Harnsäureproduktion und Gelenkbelastung.

Chirurgische Eingriffe:
Bei fortgeschrittener Gicht mit Tophi oder Gelenkschäden können operative Maßnahmen notwendig sein:

  • Entfernung von Tophi:
    • Operative Beseitigung der Kristallknoten zur Wiederherstellung der Funktion.
  • Gelenkersatz:
    • Bei schweren Schäden kann ein künstliches Gelenk eingesetzt werden.

Präventionsmaßnahmen von Gicht

Zur Vorbeugung von Gichtanfällen und der Entwicklung chronischer Gicht empfehlen sich folgende Maßnahmen:

  1. Ernährungsanpassung: Vermeidung von purinreichen Lebensmitteln und Alkohol.
  2. Hydration: Ausreichende Flüssigkeitszufuhr zur Förderung der Harnsäureausscheidung.
  3. Regelmäßige Bewegung: Förderung der allgemeinen Gesundheit und Gewichtsreduktion.
  4. Medikamentöse Prophylaxe: Einnahme von Harnsäuresenkern bei Hyperurikämie.
  5. Kontrolle von Grunderkrankungen: Behandlung von Risikofaktoren wie Diabetes oder Bluthochdruck.