Fehlstellungen der Beinachsen

Fehlstellungen der Beinachsen werden anhand ihrer Ausrichtung und des betroffenen Bereichs klassifiziert:

1. X-Bein (Genu valgum):
   • Die Knie stehen enger beieinander, während die Fußknöchel auseinander weichen.
   • Typischerweise führt dies zu einer erhöhten Belastung der äußeren Kniegelenkanteile.
2. O-Bein (Genu varum):
   • Die Knie stehen weiter auseinander, während die Fußknöchel zusammenliegen.
   • Diese Fehlstellung belastet vor allem die inneren Kniegelenkanteile.
3. Torsionsfehlstellungen:
   • Rotationsabweichungen der Oberschenkel- oder Unterschenkelknochen, die die Ausrichtung der Beine verändern.
4. Asymmetrische Fehlstellungen:
   • Unterschiedliche Achsabweichungen zwischen linkem und rechtem Bein.

Die Ursachen lassen sich in angeborene und erworbene Faktoren unterteilen:

• Angeborene Ursachen:

  • Genetische Veranlagungen können zu Fehlstellungen führen, die bereits im Kindesalter sichtbar werden.
  • Entwicklungsbedingte Abweichungen während des Wachstums, wie beispielsweise eine ungleichmäßige Knochenentwicklung, spielen ebenfalls eine Rolle.

• Erworbene Ursachen:

  • Traumatische Ereignisse: Falsch verheilte Knochenbrüche oder Verletzungen können die Beinachse dauerhaft verändern.
  • Degenerative Erkrankungen: Arthrose oder andere degenerative Gelenkerkrankungen können die Stabilität und Ausrichtung der Gelenke beeinträchtigen.
  • Übergewicht: Übermäßiges Körpergewicht erhöht die Belastung der Gelenke und fördert Fehlstellungen.
  • Rachitis: Eine unzureichende Versorgung mit Vitamin D oder Kalzium kann zu einer Schwächung der Knochen führen, die Fehlstellungen begünstigt.

Die Symptome variieren je nach Schweregrad der Fehlstellung und umfassen:

• Schmerzen:
  • Lokalisierte Schmerzen in den Knie- oder Hüftgelenken, die sich bei Belastung verschlimmern können.
• Gelenkverschleiß:
  • Eine ungleichmäßige Belastung fördert den Knorpelabrieb und erhöht das Risiko für Arthrose.
• Eingeschränkte Beweglichkeit:
  • Betroffene berichten häufig über Schwierigkeiten beim Gehen oder Stehen über längere Zeiträume.
• Instabilität:
  • Ein Gefühl von Unsicherheit oder Instabilität in den betroffenen Gelenken.
• Ästhetische Auffälligkeiten:
  • Sichtbare Abweichungen der Beinausrichtung, die auch psychosoziale Auswirkungen haben können.

Die Diagnose erfolgt durch eine Kombination aus klinischer Untersuchung und bildgebenden Verfahren:

• Klinische Untersuchung:
  • Der Arzt prüft die Ausrichtung der Beine im Stehen und Gehen sowie die Beweglichkeit der Gelenke.
• Röntgenaufnahmen:
  • Sie dienen der genauen Vermessung der Beinachsen und der Identifikation knöcherner Veränderungen.
• MRT oder CT:
  • Diese Verfahren liefern detaillierte Informationen über Weichteile und Gelenkstrukturen, insbesondere bei begleitenden Beschwerden wie Arthrose.
• Ganganalyse:
  • Zur Beurteilung der funktionellen Auswirkungen der Fehlstellung auf das Gangbild.

Konservative Therapie

Bei leichten Fehlstellungen oder als unterstützende Maßnahme kommen konservative Methoden zum Einsatz:

• Physiotherapie:
  • Kräftigungsübungen zur Stabilisierung der Gelenke und Verbesserung der Beweglichkeit.
  • Manuelle Therapie zur Korrektur von Muskelungleichgewichten.
• Orthopädische Hilfsmittel:
  • Verwendung von Schuheinlagen oder Orthesen zur Entlastung der betroffenen Gelenkbereiche.
• Gewichtsreduktion:
  • Abbau von Übergewicht zur Reduzierung der Belastung auf die Gelenke.
• Schmerzmanagement:
  • Einnahme von Schmerzmitteln oder entzündungshemmenden Medikamenten zur Linderung akuter Beschwerden.

Operative Therapie

Bei ausgeprägten Fehlstellungen oder fortschreitenden Beschwerden ist eine operative Korrektur notwendig:

• Osteotomie:
  • Chirurgische Korrektur der Beinachse durch gezielte Durchtrennung und Neuausrichtung der Knochen.
• Gelenkersatz:
  • Bei schwerer Arthrose kann ein künstlicher Gelenkersatz erforderlich sein.
• Arthroskopische Eingriffe:
  • Minimalinvasive Verfahren zur Behandlung von Begleiterkrankungen wie Meniskusschäden.

Zur Vorbeugung und Linderung von Beschwerden durch Fehlstellungen empfehlen sich folgende Maßnahmen:

1. Regelmäßige Bewegung: Förderung der Muskelkraft und Gelenkfunktion durch gezielte Übungen.
2. Ergonomisches Schuhwerk: Tragen von orthopädisch angepassten Schuhen oder Einlagen zur Unterstützung der natürlichen Beinachse.
3. Frühzeitige Behandlung: Regelmäßige Kontrollen bei Kindern, um Wachstumsstörungen frühzeitig zu erkennen und zu behandeln.
4. Gewichtsmanagement: Vermeidung von Übergewicht zur Reduktion der Gelenkbelastung.
5. Gezielte Physiotherapie: Training zur Verbesserung der Haltung und Vorbeugung von Fehlbelastungen.