Charcot-Marie-Tooth

Die Charcot-Marie-Tooth-Krankheit (CMT), auch bekannt als hereditäre motorisch-sensible Neuropathie, ist eine genetisch bedingte Erkrankung des peripheren Nervensystems. Sie führt zu einer fortschreitenden Schädigung der Nerven, die sowohl für Bewegung als auch für Empfindung zuständig sind. Dadurch entstehen Muskelschwäche, Sensibilitätsverlust und charakteristische Veränderungen der Extremitäten. CMT gehört zu den häufigsten vererbten neurologischen Erkrankungen.

Klassifikation von Charcot-Marie-Tooth-Krankheit

Die Charcot-Marie-Tooth-Krankheit kann in verschiedene Typen unterteilt werden:

  1. CMT1: Schädigung der Myelinscheide (die schützende Hülle der Nerven), die zu einer langsameren Nervenleitung führt.
  2. CMT2: Beeinträchtigung des Axons (der inneren Nervenfaser), wodurch die Nervenleitung normal bleibt, die Signalstärke jedoch reduziert wird.
  3. CMTX: X-chromosomale Form, die vor allem Männer betrifft.
  4. Seltene Formen: Varianten mit spezifischen genetischen Mutationen, die unterschiedliche Symptome verursachen können. 

Ursachen von Charcot-Marie-Tooth

Die Hauptursachen von CMT liegen in genetischen Mutationen, die die Funktion peripherer Nerven beeinträchtigen:

  • Genetische Defekte:
    • Mutationen in Genen, die für die Struktur und Funktion von Myelin oder Axonen verantwortlich sind.
  • Vererbungsmuster:
    • Meist autosomal-dominant, seltener autosomal-rezessiv oder X-chromosomal.
  • Veränderungen der Nervenstruktur:
    • Abbau von Myelin oder Schäden an Axonen, was die Signalübertragung zwischen Gehirn, Rückenmark und Muskeln behindert.

Symptome von Charcot-Marie-Tooth

Die Symptome variieren je nach Typ und Schweregrad, umfassen jedoch typischerweise:

  • Muskelschwäche:
    • Beginnt oft in den Füßen und Unterschenkeln, führt zu Schwierigkeiten beim Gehen und kann später Hände und Unterarme betreffen.
  • Sensibilitätsverlust:
    • Vermindertes Empfinden für Schmerz, Temperatur und Berührung in den betroffenen Extremitäten.
  • Fußdeformitäten:
    • Typische Fehlstellungen wie Hohlfuß (Pes cavus) oder Klauenzehen.
  • Gangstörungen:
    • Unsicherer Gang oder Stolpern aufgrund der Schwäche in den unteren Extremitäten.
  • Krämpfe und Schmerzen:
    • Besonders nach längerer Belastung oder Aktivität.
  • Fortschreitende Behinderungen:
    • In fortgeschrittenen Stadien können Betroffene auf Gehhilfen oder Rollstühle angewiesen sein.

Diagnose von Charcot-Marie-Tooth

Die Diagnose von CMT erfolgt durch eine Kombination aus Anamnese, klinischer Untersuchung und speziellen Tests:

  • Anamnese: Der Arzt erfragt familiäre Vorbelastungen und Symptome wie Muskelschwäche oder Sensibilitätsstörungen.
  • Körperliche Untersuchung: Prüfung auf typische Deformitäten und Reflexe sowie Bewertung der Muskelkraft.
  • Elektrophysiologische Untersuchungen:
    • Elektroneurographie (ENG): Messung der Nervenleitungsgeschwindigkeit zur Beurteilung von Myelin- oder Axonschäden.
  • Genetische Tests:
    • Identifizierung spezifischer Mutationen zur Bestätigung der Diagnose.
  • Bildgebende Verfahren:
    • MRT: Zur Darstellung von Muskelabbau oder strukturellen Veränderungen.

Behandlungsmöglichkeiten von Charcot-Marie-Tooth

Konservative Therapie

Da CMT nicht heilbar ist, zielt die Behandlung auf die Linderung von Symptomen und die Verlangsamung des Fortschreitens ab:

  • Physiotherapie:
    • Übungen zur Stärkung der Muskulatur, Verbesserung der Beweglichkeit und Erhaltung der Funktionalität.
  • Orthopädische Hilfsmittel:
    • Verwendung von Schienen, Einlagen oder orthopädischen Schuhen zur Korrektur von Deformitäten und Unterstützung der Mobilität.
  • Schmerztherapie:
    • Einsatz von Medikamenten zur Linderung von neuropathischen Schmerzen und Muskelkrämpfen.
  • Ergotherapie:
    • Förderung der Handfunktion und Unterstützung bei Alltagsaktivitäten.

Operative Therapie

In schweren Fällen kann eine Operation erforderlich sein:

  • Korrektur von Fußdeformitäten: Chirurgische Eingriffe zur Verbesserung der Fußstellung und des Gangs.
  • Sehnenverlagerung: Verlagerung geschwächter oder fehlender Muskelfunktionen auf andere Muskeln.

Präventionsmaßnahmen von Charcot-Marie-Tooth

Zur Vorbeugung oder Linderung von Symptomen bei CMT empfehlen sich folgende Maßnahmen:

  1. Frühzeitige Diagnose: Regelmäßige Kontrollen und genetische Tests bei familiärer Vorbelastung.
  2. Physische Aktivität: Gezielte Übungen zur Vermeidung von Muskelschwund und Kontrakturen.
  3. Ergonomische Anpassungen: Verwendung von Hilfsmitteln zur Schonung der Gelenke und Muskeln.
  4. Schutz der Extremitäten: Vermeidung von Verletzungen, die das Fortschreiten der Symptome beschleunigen könnten.
  5. Psychologische Unterstützung: Begleitung durch Fachleute zur Bewältigung der emotionalen Belastungen durch die Erkrankung.